Krefeld 1929 Traar – 1929 und heute

Gerne wäre die ehemalige Bürgermeisterei eigenständig geblieben, heute ist der Stadtteil einer der ländlichsten Krefelds.

 Die Egelsbergmühle ist das Wahrzeichen Traars.

Die Egelsbergmühle ist das Wahrzeichen Traars.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Wer über die Moerser- und weiter über die Moerser Landstraße nach Traar reinfährt, lässt die Stadt weit hinter sich, taucht immer tiefer in die niederrheinische Landschaft ein, mit sattem Grün, typischen Kopfweiden, vereinzelten Bauernhöfen und geschichtsträchtigen Gebäuden. Der 37 Meter hohe Egelsberg ist weit und breit die einzige Erhebung. Auf ihm steht Traars Wahrzeichen, die Egelsberg-Mühle, die auch das Ortswappen ziert. Gut bürgerlich geht es hier zu, der Stadtteil ist heute geprägt von zahlreichen Ein- und Zweifamilienhäusern. „Die landwirtschaftlichen Reize Traars mit Egelsberg, Hülser Berg und der Bruchlandschaft um die Kuhlen wurden in historischer Zeit jedoch nicht wahrgenommen“, beschreibt Theodor Giesberts in dem Buch „Traar – Ein Haus- und Heimatbuch“ die damalige Situation.

Die alten Rittersitze Haus Traar und Haus Rath geben Zeugnis von einer ersten Besiedlung, die urkundlich auf die Mitte des 13. Jahrhunderts zurückzuführen ist. Aus den Honschaften Rath und Vennikel entwickelte sich der ländliche Wohnort, der vor 133 Jahren (im Jahr 1886) durch preußische Kabinettsorder den Namen Traar erhielt. Die jahrhundertelange Zuordnung zur Gemeinde Bockum, die relativ dünne Besiedlung in einem Raum, der fast nur Sand- und Heideboden aufwies, die Lage abseits der großen Verkehrswege sowie die Randlage im Kurfürstentum Köln verhinderte lange die Ansiedlung von Gewerbe und damit das Entstehen eines geschlossenen Ortskerns. Die landwirtschaftlichen Siedlungsformen bestimmten den Traarer Raum.

Erst in der Zeit um die Jahrhundertwende entdeckten Krefelder Geschäftsleute und Fabrikanten die Schönheiten der Landschaft vor den Toren der wachsenden Stadt Krefeld und bauten sich aufwändige Guthäuser als Sommersitze. Das älteste Anwesen dieser Art ist das Haus Bruckhausen, heutiger Sitz des Kinderheimes der Evangelischen Kinder- und Familienhilfe. Auch das Haus Papendyk an der Moerser Landstraße, der Heilmannshof an der Maria-Sohmann-Straße, die Buschhüter-Häuser am Kuhdyk zeugen heute noch davon.

„Ein Höhepunkt der Traarer Ortsgeschichte war wohl die Zeit von 1907 bis 1929, als Traar selbstständige Bürgermeisterei war“, beschreibt Marc Blondin, Vorsitzender des Traarer Bürgervereins und CDU-Ratsherr. Seit dem 15.10.1907 wurde Traar mit seinen 1903 Einwohnern von einem hauptamtlichen Bürgermeister und drei ehrenamtlichen Beigeordneten geleitet. Der Gemeinderat bestand aus 18, später zwölf Verordneten. Die zum alten Bürgermeisterverband gehörenden Gemeinden Bockum, Verberg und Oppum wurden nach Krefeld eingemeindet. Traar erhielt als Abfindung für anteiliges Bürgermeistereivermögen 150 000 Mark. Außerdem übernahm die Stadt Krefeld die Verpflichtung, sofort einen Omnibus und spätestens nach fünf Jahren eine Straßenbahnverbindung von Krefeld nach Traar zu schaffen. 1918 wurde ein Güterverkehr von Krefeld über Traar nach Moers eingerichtet, von wo aus Kohlen in die Stadt transportiert wurden. Die letzte Straßenbahn fuhr am 2. November 1963.

Als Zeichen der Selbstständigkeit bauten die Traarer 1914 an der Einmündung der Kemmerhofstraße in die Moerser Landstraße ihr Rathaus. Im selben Jahr bricht der Erste Weltkrieg aus. Den Bau des Rathauses hat das nicht verhindert. Noch heute, 105 Jahre später, ist es gut erhalten. Seit dem 1. Oktober 1978 ist das Rathaus Traar Sitz der Bezirksverwaltung mit Trauzimmer. Weiterhin beherbergt das Rathaus den Dienstraum des mit zwei Polizisten besetzten Bezirksermittlungsdienstes Traar-Verberg-Elfrath.

Im Zug der kommunalen Neugliederung des niederrheinischen Raumes verlieren die Traarer ihre Eigenständigkeit. 1929 werden sie trotz großer Proteste nach Krefeld eingemeindet. Der Gemeinderat hatte zuvor mehrmals betont, dass Traar eine lebensfähige und lebenswillige Gemeinde sei und dass Krefeld ohnehin für absehbare Zeit überreiches Siedlungsgebiet besitze. Auch einer Zuteilung zum Kreis Moers stand Traar ablehnend gegenüber. Der Gemeinderat wollte, dass Traar als selbstständige Gemeinde dem neuen Stadtkreis angegliedert werde. All das half nichts. Trotz aller Bedenken und Vorstellungen wurde Traar am 1. August 1929 Krefeld zugeschlagen.

Ein 24 Paragraphen enthaltender Vertrag regelte die Eingemeindung. Danach übernahm die Krefelder Stadtverwaltung die Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten, das Vermögen des Ortes wurde „zu einem einzigen Ganzen“ verschmolzen und Krefeld verpflichtete sich unter anderem, die Gemeindestraßen von Traar in einem ordnungsgemäßen Zustand zu erhalten und innerhalb von drei Monaten nach der Eingemeindung eine Straßenbeleuchtungsanlage herzustellen.

Lebten im Jahr 1907 gerade mal 1903 Einwohner in Traar, so sind es heute knapp 36 000 Einwohner, ein Sechstel aller Krefelder.