Baurecht oder Baumschutz - das ist die Frage am WZ-Mobil

Krefeld. Helene Hopen hat 36 Jahre lang in Königshof gewohnt und war entsetzt als sie erfahren musste, dass das baumreiche Grundstück an der Kneinstraße/Ecke Von-Ketteler-Straße einer Baustelle weichen musste.

„Man verunstaltet Königshof ohne die Mitbürger zu fragen. Bald haben wir überhaupt keine Grünflächen mehr“, sagt sie verbittert. Sie wohne seit anderthalb Jahren in Fischeln, dort sehe es auch nicht besser aus. „An der Saassenstraße steht kein einziger Baum. Man muss doch in der heutigen Zeit dafür sorgen, dass uns die vorhandenen grünen Lungen erhalten bleiben.“

Dominik Meyer ist der Meinung, dass die Bäume in Krefeld geschützt werden müssen. „Es ist schade, wenn gesunde Bäume einfach gefällt werden“, sagt er. „Aus Profitgründen darf man keine Bäume fällen“, meint Viktor Klotz. Er wohnt seit 1981 in Königshof. „Jeder Baum ist wichtig. In der Kneinstraße stand vorher ein richtig schönes, kleines Wäldchen“, sagt Viktor Klotz. Für jeden gekappten Baum, sollte generell ein neuer gepflanzt werden, lautet sein Vorschlag. Elke Pahlings ist anderer Meinung. „Die Familie hat das Grundstück als Bauland verkauft. Und wo gebaut wird, können keine Bäume stehen bleiben.“

„Sechs Häuser werden auf dem 2000 Quadratmeter großen Grundstück in der Kneinstraße gebaut“, weiß Ilka Dresen. „Kinder haben dort nie gespielt. Das war schließlich ein eingezäuntes Privatgrundstück und kein Spielplatz.“

„In Krefeld gibt es doch so viel Grün“, sagt Hans Bergs. Mit dem Fällen von Bäumen sei es nicht einfach. „Die Stadt passt schon ganz genau auf“, ist seine Erfahrung. Außerdem sei es doch besser, „die Bebauung in der Stadt zu verdichten, als die geschützten Bereiche am Stadtrand, wie zum Beispiel das Fischelner Bruch, anzuknabbern“.

„Ich denke auch, dass das Baurecht vor Naturschutz strenger gehandhabt werden sollte. Es sollten erst Grundstücke mit baufälliger Substanz neu bebaut werden und Grünflächen mit älterer Vegetation, wo schon Lebensräume entstanden sind, sollten als kleine Parks gepflegt werden“, findet Sabine Wagner.

Hans Georg Hubmann sieht das anders: „Wenn Baumrecht vor Baurecht ginge, hätte es nicht zur Abholzung des ,Königshofer Wäldchens’ kommen können. Man hat wieder mit Zustimmung der Stadt eine grüne Oase verwüstet, und die Wohnqualität gemindert. Dass so was langfristig zu sinkenden Immobilienpreisen führt, ist den meisten wohl noch nicht klar.“

Das meint auch Winfried Hubmann: „Baumrecht sollte vor Baurecht gehen, damit nicht unsere Lungen, sondern die Bäume die Feinstäube filtern, die man hier in Königshof als schwarze Ablagerungen auf den Fensterbänken nach jedem Regenguss sehen kann. In den vergangenen Jahren sind hier bereits 25 große Bäume gefällt worden. Die Ersatzpflanzungen sind nicht der Rede wert.“

Bernd Kraft: „Die Attraktivität eines Stadtteils besteht aus der Ausgewogenheit der Bebauung und des umliegenden Grüns. Leider wird oftmals dieser Grundsatz nicht befolgt. Investoren und Bauherren interessiert oft nur, wieviel Häuser bekomme ich auf ein Grundstück. Dabei wird ganz vergessen das durch Bäume und Sträucher erst eine Wohnqualität entsteht.“ Er ist der Meinung, bei der Vorlage eines Bauplans sollte Rücksicht auf den Baumbestand des Grundstücks genommen werden.