Bauprojekt Familie Waldt gibt Kampf auf

Krefeld · Nachgehakt Das Ehepaar bekam im vergangenen Juli die Nachricht, dass die Rheinschenke umgebaut wird und sein lang gehegter Garten dem Erdboden gleich gemacht wird. Nun zieht das Paar Ende März um.

Der Garten von Michaela Waldt, direkt neben der ehemaligen Gaststätte Rheinschenke, fällt den Baumaßnahmen zum Opfer.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Ein einsamer Holunderstrauch, einige vereinzelte hoch gewachsene Bambus-Pflanzen und ein ausgegrabener Eukalyptus auf dem Boden – viel erinnert Michaela Waldt nicht mehr an ihr kleines Paradies mit Fischteich, Gartenhütte und Palmenhain. Anfang März sei der erste Bagger auf den Hof an der Düsseldorfer Straße 280 gerollt, habe Hortensien und Weinreben am Rand ihres Gartens platt gemacht.

Der Willicher Investor Immobilien Competence GmbH hat die alte Hofanlage aus dem 19. Jahrhundert im beschaulichen Gellep-Stratum gekauft, um diese zu einem Luxus-Wohnkomplex umzubauen. Bereits im Herbst vergangenen Jahres sollten die Arbeiten beginnen. Passiert ist auf dem Gelände an der Düsseldorfer Straße, zu dem auch der ehemalige Gasthof Rheinschenke gehört, bisher nichts.

Doch der Garten der Familie Waldt musste trotzdem weg („Der Garten ist in großer Gefahr“, WZ vom 23. Juli 2018). Denn die Fläche grenzt an die Scheune des alten Gutshofs, die zu mehreren Reihenhauswohnungen umgebaut wird. Als Garten soll diese auch künftig genutzt werden – allerdings von den neuen Eigentümern der geplanten Reihenhäuser, zu deren Grundstück die Fläche dann gehört.

Fast neun Jahre haben Michaela und Michael Waldt als Mieter in einer der vier Wohnungen auf dem alten Gutshof gewohnt, es sollte für immer sein. „Mein Mann und ich haben gedacht, wir werden hier alt“, sagte Michaela Waldt damals der WZ. „Wir wollen hier nicht weg – aber ohne Garten wollen wir auch nicht bleiben.“

Nun steht der Umzugstermin fest: Am 31. März lassen die Waldts ihr Leben an der Düsseldorfer Straße und ihr ehemaliges Paradies hinter sich. Den Garten habe sie seit dem vergangenem Sommer nur noch zum Blumengießen betreten. „Das war keine Erholung mehr für mich“, sagt Waldt. Zuletzt habe auf dem Hof „große Unruhe“ geherrscht, „pausenlos sind fremde Leute durch unseren Garten gelaufen und wollten Sachen kaufen. Deko, die man aus dem Beet ziehen konnte, ist verschwunden, Blumen wurden abgeschnitten“, ärgert sie sich.

„Wir sind heilfroh, dass wir das Thema abgeschlossen und ein wunderbares, ruhiges neues Zuhause mit riesigem Garten in Krefeld gefunden haben – mit der Perspektive dort langfristig glücklich zu werden.“ Für den aufwendigen Umzug, auch der vielen großen Pflanzen, habe man sich mit dem Investor auf eine Aufwandsentschädigung in fünfstelliger Höhe geeinigt, sagt Michaela Waldt.

Das bestätigt auch Volker Reinert, Geschäftsführer der Immobilien Competence GmbH aus Willich, der optimistisch ist, „in den nächsten Tagen“ Eigentümer des alten Gutshofs zu werden. Die Baugenehmigung der Stadt habe er erst im Herbst erhalten, „vor dem Winter wollten wir mit den Arbeiten nicht mehr loslegen“, erklärt er den verzögerten Baustart.

Die Rohbauarbeiten sollen nun Ende März an der Düsseldorfer Straße losgehen: In der alten Scheune sollen dann Reihenhäuser entstehen, das Haupthaus – die ehemalige Gaststätte Rheinschenke – und die angrenzenden Mietwohnungen saniert werden. 15 von 17 Wohneinheiten unter dem Titel „Gut Römersee“ seien bereits verkauft, im Frühjahr 2020 sollen sie bezugsfertig sein, sagt Reinert.

Aus den auf dem Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite geplanten vier Doppelhaushälften wird vorerst nichts. „Der Parkplatz ist ein Bodendenkmal“, sagt Reinert. Die Stadt vermute dort archäologische Funde aus der Römerzeit und stimmte dem Bauvorhaben deshalb nicht zu, sagt der Geschäftsführer der Immobilien-Firma.