Neue Ausstellungsstücke Mittelalterliche Rüstungen und Waffen für Burg Linns neue Dauerausstellung

Linn · Der Verein „Freunde der Museen Burg Linn“ hat zwei neue Exponate erworben.

Vereinsvorsitzender Günther Busch (v.l.) und Museumsleiter Boris Burandt präsentieren die neuen Exponate.

Foto: Dirk Jochmann

Archäologische Ausgrabungen für museumstaugliche Funde finden heutzutage nicht jedes Mal mit einer Schaufel und einem Pinsel, sondern oftmals auch beim Durchforsten des Internets und von Auktionshäusern statt. So ist auch der Förderverein Freunde der Museen Burg Linn auf seine neuesten Exponate gestoßen: Ein Jagddegen und ein Beinpanzer, ein sogenannter Unterdichling, gehören fortan zur neuen Dauerausstellung des Museums Burg Linn und dem angrenzenden Jagdschloss. Möglich gemacht hat das der Förderverein, der die Kosten zu 100 Prozent übernimmt. „Es ist nicht leicht, solche Sachen zu finden. Umso mehr freuen wir uns, dass es geklappt hat“, sagt Günther Busch, erster Vorsitzende des Vereins.

„Ausgegraben“ und kurzerhand gekauft wurden die Funde in zwei Auktionshäusern. Wichtig: die Objekte werden nicht ersteigert, sondern angekauft. „Die Burg Linn hat keinen Ankauf-Etat. Deshalb sind wir auf den Förderverein angewiesen“, sagt Museumsleiter Boris Burandt. Der Wunsch nach weiteren Ausstellungsstücken sei durch die neue Dauerausstellung entstanden. „Wir hatten relative wenige Original-Rüstungen“, so Burandt. Umso mehr freuen sich die Beteiligten über die Stücke.

Mittelalterliche Sportschuhe und ein Jagddegen mit Einhorn-Horn

Nun aber zu den Exponaten selbst: Der Beinpanzer wurde für 1000 Euro erworben und stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Trotz seines Alters ist der Beinpanzer, der eher steif und schwer aussieht, beeindruckend beweglich, wie Burandt demonstriert. Kein Wunder, wo er lediglich von Reitern auf Turnieren getragen wurde und sozusagen „mittelalterliche Sportbekleidung“ war. Schwer ist der Schutz mit etwas mehr als einem Kilogramm auch nicht wirklich. Außerdem ist der Beinpanzer ziemlich stilsicher, wie Burandt erklärt.

„Das Riefenmuster hier vorne“, sagt er und deutet auf die Oberfläche des Schuhs, „ist der typische Stil des Kaisers gewesen.“ Der Beinpanzer stammt nämlich aus den kaiserlichen Rüstschmieden Innsbruck. Aber das Muster ist nicht die einzige modische Besonderheit, denn der Panzer verfügt zudem über einen sogenannten „Kuhmaulschuh.“ Wer sich das Stück vor vorne anschaut, wird die Ähnlichkeit zur Kuhschnauze deutlich erkennen. Übrigens: die braune Farbe des Beinpanzers ist kein Rost, sondern eine gewünschte Verfärbung. Der Beinpanzer ist nämlich aus Eisen gefertigt und daraufhin brüniert worden.

Der zweite Neuzugang, ein Jagddegen aus dem 18. Jahrhundert, wurde für 1200 Euro erworben. Eine lange Klinge mit eingravierten Zeichen, silberne Adlerköpfe als Verzierung an den Seiten und eine grüne Handhabe, die angeblich aus dem Horn eines Einhorns gefertigt wurde, lassen den Degen majestätisch aussehen. „Das mit dem Einhorn-Horn hat man sich natürlich nur so erzählt“, sagt Burandt lachend. Eigentlich handelt es sich bei dem Griff um einen Narwal-Stoßzahn. „Der Jagddegen ist ein sehr aufwendiges Stück und eine filigrane Waffe“, so Burandt.

Die Klinge wurde im spanischen Toledo gefertigt, wie die Gravur verrät. Wem genau der Degen gehörte, könne nicht gänzlich geklärt werden, aber es sei anzunehmen, dass der Kurfürst Clemens August, der gelegentlich nach Linn kam, ihn verwendet hat. Gemeinsam mit einem Jagdgewehr des Kurfürsten soll der Degen im Jagdschloss ausgestellt werden.

Besucher können den Jagddegen ab sofort in einer Vitrine im Jagdschloss bewundern. Der Beinpanzer wird in knapp zwei Wochen auf der Burg zu sehen sein. „Da warten wir noch auf den zugehörigen Armpanzer, der gerade aufbereitet wird“, so der Museumsleiter.

(ed)