Wochenmarkt Auf dem Westwall brodelt es

Der einst blühende Wochenmarkt schwächelt — Händler und Stadt sprechen offenbar nicht mehr miteinander.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Das Verhältnis zwischen Marktleuten und Mitarbeitern im zuständigen Fachbereich Liegenschaften ist gestört. Vertrauensvolles Miteinander sieht anders aus. Kurz: Es brodelt in des Marktbeschickers Seele auf dem Westwall-Markt, zumal es nicht nur um Befindlichkeiten geht, sondern auch um die Kasse, die stimmen muss. Und die Kunden wollen sowieso zufrieden sein.

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Während sich die meisten Marktleute nur ohne Namensnennung äußern wollen, erklärt sich einer öffentlich - ein weiterer, der den Dienstagsmarkt am Westwall für immer verlassen hat. Martin Hauser von der gleichnamigen Fleischerei bringt es auf den Punkt: „Bis vor drei Jahren waren wir dienstags und freitags auf dem Wochenmarkt am Westwall vertreten. Leider gab es in den letzten Jahren eine rückläufige Entwicklung — besonders beim Dienstagsmarkt — so dass wir den Entschluss getroffen haben, nur noch freitags zu fahren.“

Die Probleme würden ganz klar bei der Leitung des Marktes liegen, erklärt er weiter und zählt zwei Fakten auf: „Es werden kundenfreundliche Parkplätze und eine größere Auswahl an Marktbetreibern benötigt, um den Markt attraktiver zu gestalten.“ Leider finde keine Kommunikation zwischen der Marktleitung und den Beschickern statt, sodass der Markt dienstags zu unattraktiv geworden ist: „Mir tut es sehr leid, aber es gibt keine Auswahl und Vielfalt, keine Kunden, zu wenig Beschicker und darum zu geringe Umsätze.“

Hauser: „Der Westwall-Markt ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Er muss attraktiver gestaltet werden. Denn der Trend geht hin zum Einkauf frischer Sachen.“ Vielleicht sollte die Marktmeisterei einmal zuhören, was alle wollen, erklärt der Geschäftsmann weiter.

Der Dienstagsmarkt auf dem Westwall schrumpft also weiter. Derzeit findet er nur noch ab der Marktstraße, ein Stück in Richtung Südwall, statt. Viele Marktbeschicker sind sauer, wollen aber nur hinter vorgehaltener Hand reden, da sie Repressalien befürchten. Weitere Kritikpunkte ihrerseits sind: Eine zu hohe Standgebühr, die besonders die kleineren Anbieter treffe, fehlende Toiletten und unverständliche Entscheidungen.

Stadtsprecher Manuel Kölker erklärt hingegen für die Mitarbeiter im städtischen Fachbereich, dass der Frust der Marktleute durch die zunehmend schwieriger werdende Situation begründet sei: „Sinkende Kaufkraft, Bevölkerungsrückgang, Konkurrenz durch Discounter und Direktvermarkter, die Öffnungszeiten der Märkte und die Betriebsstruktur der Marktbeschickung beispielsweise führen zu Kundenabwanderungen.“

Zur Gebühr sagt Kölker: „Sie wurde zuletzt am 1. Januar 2013 angepasst. Die Erhöhung erfolgte um 66 Cent auf 3,29 Euro netto ohne Strom.“ Das sind 25 Prozent. Ein Vergleich zu anderen Städten sei in vielen Fällen nicht möglich, "da bei der Erhebung der Marktgebühren unterschiedliche Maßstäbe zugrunde gelegt werden“, heißt es weiter.

Krefeld orientiere sich mittelbar an den Werten der Städte Bochum (3,85 Euro), Hannover (3,36 Euro) und Hagen (3,10 Euro je Frontmeter). Marktleute hingegen erklären, dass es umliegende Städte gibt, die im Centbereich liegen.

Zu den menschlichen Bedürfnissen erläutert Kölker: „Toiletten stehen für die Kundinnen und Kunden des Wochenmarktes im Parkhaus Schwanenmarkt, Breite Straße 103/Evertzstraße 19, werktags ab 7.30 Uhr zur Verfügung. Sie können außerdem kostenlos die Toiletten im Rathaus, Von-der-Leyen-Platz 1, ebenfalls ab 7.30 Uhr, benutzen.“

Die Kosten für eine einzige Miet-Toilette auf dem Oppumer Markt betragen im Monat 77,35 Euro — jede andere Lösung wäre preiswerter. Ein Marktmann erinnert sich: „Früher haben Anlieger für 50 Mark im Monat ihre Toiletten an Markttagen bereitgestellt. Als das Geld der Stadt nicht pünktlich floss, haben sie aufgegeben.“

Heute positioniert sich die Stadt so: „Die Marktverwaltung begrüßt einen von allen Seiten gut besuchten Markt, hierzu gehört auch ein großes und vielfältiges Sortiment in der Marktbeschickung“, so Kölker.