Kinder lernen im Chemielabor
Seit zehn Jahren weckt die „Pipette“ das Interesse an Naturwissenschaften.
Cracau. Stolz trägt die kleine Lilli-Joe den weißen Kittel. Immer wieder schiebt die Fünfjährige ihre Schutzbrille hoch, durch die sie mit großen Augen auf den Luftballon starrt: „Wir haben Zitronensäure, Natron und Wasser in eine Flasche gefüllt. Dann einen Luftballon drüber gemacht, und der hat sich von alleine aufgeblasen“, erklärt sie. Als Lukasz Ratajczak von der Kreta die Kinder fragt, was sie da entdeckt haben, rufen sie begeistert im Chor: „Eine Luftballonaufblasmaschine“. So schnell kann das Interesse von Kindern für Chemie geweckt werden.
Zum zehnjährigen Bestehen des Chemielabors „Pipette“ haben die Krefelder Evonik Industries und die Kreta (Kreative Etage im Trägerwerk für kirchliche Jugendarbeit der Region Krefeld im Bistum Aachen) gestern ein Geburtstagsprogramm auf die Beine gestellt.
Eingeladen sind nicht nur die Gründerväter des Chemielabors, sondern auch Kinder der Tagesstätte St. Gertrudis in Krefeld und eine Schulklasse der Grundschule Königshof. Die Nachwuchsforscher führen Experimente durch und gehen den Geheimnissen der Naturwissenschaft auf den Grund.
Die Idee, Kinder von klein auf für Chemie zu begeistern, hatte Jürgen Schram, Dozent an der HS Niederrhein: „2003 war das Jahr der Chemie und mir fiel auf, dass es keine Angebote für Kinder gab. Dabei sind Kindergartenkinder gerade im richtigen Frage-Alter für Naturwissenschaften“, erzählt er. Ratajczak war anfangs skeptisch, denn er hatte keine Lust auf Chemie: „Aber als ich den ersten Versuch gesehen habe, war ich begeistert. Solch ein Erlebnis bleibt den Kindern in Erinnerung, ein bisschen wie Zauberei“, schwärmt er.
Seit 2003 unterstützt Evonik Krefeld das Chemielabor, in dem Kinder die Faszination von Chemie erleben und erforschen können. „Dadurch fördern wir Interessen und vielleicht sogar berufliche Karrieren“, so Bernd Diener, Standortleiter bei Evonik Krefeld.
„Pipette“ richtet sich an Kindergarten- und Grundschulkinder und kann von den Einrichtungen ausgeliehen werden. Entweder führen Kreta-Mitarbeiter die Versuche selbst durch oder weisen Lehrer und Erzieher ein. Zwölf Experimente — von Säurenachweis mit Rotkohl über Luftballonaufblasen bis hin zu Feuerlöschen mit Kohlendioxid — können die Kinder ausprobieren.
Claudia Radunski von der Kita St. Gertrudis erzählt, dass „Pipette“ bei den Kindern immer mit großer Vorfreude erwartet wird: „Sie haben riesigen Spaß dabei, zu forschen und zu entdecken. Das zeigt auch, wie vorsichtig und aufmerksam sie die Experimente durchführen“.
Diese Begeisterung sieht man auch bei der kleinen Lilli-Joe, die immer noch gebannt die chemische Reaktion beobachtet, die sie gerade selbst ausgelöst hat: „Wow, guck mal, wie schnell das geht“, sagt sie aufgeregt zu ihren Freunden.