Eine Heimatkunde auf der Hauswand

Das Werk „Sonntag in südlicher Landschaft“ des Krefelder Malers Fritz Huhnen wurde auf einem Giebel verewigt.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Seit Samstag ziert die Fritz-Huhnen-Straße in Cracau ein expressionistisches Kunstwerk: An der Giebelwand der Hausnummer 1 prangt neben dem Lebenslauf des Künstlers — der der kleinen Straße seinen Namen gab — das Bild „Sonntag in südlicher Landschaft“, das Huhnen in den 20er Jahren gemalt hat.

Heinz Schnellen (84) und seine drei Jahre jüngere Frau Justina wohnen seit rund 50 Jahren in dem Haus. Heinz Schnellen kannte den Maler, Bühnenbildner und Karikaturisten (1895-1981) noch persönlich.

An diesem Samstag sind ihre vier Kinder und elf Enkelkinder gekommen, um die offizielle Einweihung zu feiern. Dazu sind auch Vertreter der Bürgergemeinschaft Bismarckviertel, ehemalige Vereinskollegen des Schwimmklubs, Anwohner und Zeitzeugen gekommen.

Einer von ihnen ist Dieter Hunen („ohne h“). Der 87-Jährige ist mit seinem Roller aus Elfrath angereist. Er hatte seinen Namensvetter Fritz kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 in der Nähe von Antwerpen (Belgien) in einem englischen Kriegsgefangenenlager kennengelernt.

„Ja, wir haben uns schon über unsere gemeinsame Heimatstadt unterhalten. Aber Fritz war in diesem Lager eher bedrückt und verschlossen.“ Am 15. September 1945 wurde Hunen aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Fritz Huhnen war vorher schon nach Krefeld zurückgekehrt.

In einer kleinen Rede verweist Heinz Schnellen darauf, dass die Umsetzung der Idee für das Projekt entstanden sei, als eine Trauerweide vor der Giebelwand einem Sturm zum Opfer fiel. „Damit war der Weg frei für unser Vorhaben.“

Schnellen bedankt sich bei der Bürgergemeinschaft und dem Stadtarchiv für die Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Motiv. „Wir haben dann dieses Motiv gefunden und mit Joachim Süßmuth einen Partner, der den Giebel, wie wir finden, sehr schön gestaltet hat.“ Mehrere Wochen hat der Kerkener Illustrator und Werbegrafiker Süßmuth an der Wandgestaltung gearbeitet.

Im nebenstehenden Lebenslauf von Fritz Huhnen ist auch die Episode über den Karnevalsprinzen des Jahres 1935 enthalten. Seine damalige Prinzessin war allerdings nicht, wie die Westdeutsche Zeitung kürzlich schrieb, seine Schwester Lilo. Vielmehr war dies Lieselotte Lange, die jüngste Tochter des Textilfabrikanten Hermann Lange (Museum Haus Lange). Das stellt Christiane Lange, Urenkelin von Hermann Lange, für die WZ klar.

Die Kosten für das Projekt hat das Ehepaar Schnellen aus der eigenen Tasche geahlt. Heinz Schnellen in seiner Rede: „Wir wollten damit nicht nur den Maler Huhnen ehren, sondern auch einen Anstoß geben für ähnliche Projekte nach dem Motto ‘Schöneres Krefeld‘“.

Das Ehepaar hat auch Ideen, wie ähnliche Projekte finanziert werden könnten — und gibt diese gerne an mögliche Mitstreiter weiter.

Justina und Heinz Schnellen wollen mit dem Projekt neben den Nachbarn auch die Kinder ansprechen, die den nahe gelegenen Spielplatz besuchen. „Wir sehen das als eine Art Heimatkunde. Die Kinder werden vielleicht ihre Eltern fragen, wer Fritz Huhnen war, wie die Zeit war, in der er gelebt hat, was er noch gemalt hat und so weiter“, erklärt Schnellen.