Sie statten Fans in aller Welt aus

Zur WM 2006 machten sie noch in Dessous. Doch das Geschäft floppte. Der Erfolg kam erst mit den Fahnen.

Felix Kuchmann und Marcel Cornelißen (v. l.) liefern ihre Fahnen bis nach Mexiko.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. In weniger als zwei Monaten beginnt die Fußball-WM in Brasilien. Für Marcel Cornelißen (40) und Felix Kuchmann (32) die spannendste Zeit des Jahres. Nicht nur, weil sie Fußballfans sind. Die beiden Unternehmer aus Cracau setzen mit ihrem Online-Handel Everflag voll auf das Geschäft mit WM-Fan-Artikeln. Von der schwarz-rot-goldenen Blumenkette über die 15 Quadratmeter große Fassaden-Fahne bis hin zum Fan-Paket für das Public Viewing im heimischen Garten.

Ihr Online-Handel mit Dessous lief nicht gerade überragend, als Marcel Cornelißen und Felix Kuchmann im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland eine Phänomen beobachteten. Auf einmal machten alle, vom Metzger bis zum Autohaus, Werbung mit Deutschland-Fähnchen. Fähnchen auf Dessous, das könnte gehen, dachte Cornelißen, bevor er feststellte: Die Fahnen verkaufen sich ohne die Dessous noch viel besser.

„Auf einmal hatten wir 30 Bestellungen in der Woche, dass war für uns gigantisch“, erinnert sich Kuchmann. Bei der Reizwäsche waren es maximal zehn. Die Fähnchen hatten den Dessous den Rang abgelaufen. Schon nach drei Monaten lief das Geschäft so gut, dass die beiden davon leben konnten.

Die 40 Quadratmeter große Privatwohnung von Cornelißen wurde zum Hauptquartier des Online-Handels Everflag. Zuerst reichte die Küche noch dafür aus, doch mit dem WM-Fieber stieg auch die Anzahl der Bestellungen. Um die Pakete im Wohnzimmer packen zu können, mussten Essecke und Vitrine in den Keller umziehen. Aber spätestens, als auch sein Schlafzimmer zur Packstation wurde, dämmerte es Cornelißen: „Wir müssen dringend umziehen.“ Nach einer Zwischenepisode im ehemaligen Pförtnerhaus des Nappo-Geländes ist das Unternehmen seit 2009 auf 900 Quadratmetern in einer alten Chirurgie-Praxis an der Alten Linner Straße untergebracht. Alles ist inzwischen professioneller, statt Freunden, die beim Pakete packen helfen, arbeiten bei ihnen inzwischen sieben Festangestellte in Vollzeit. Und die Kundschaft kommt längst nicht mehr nur aus Krefeld, sondern sitzt in aller Welt.

Kuchmann und Cornelißen bearbeiten jeden Auftrag, auch wenn die Zusendung manchmal skurril erscheint. Ein Kunde aus Mexiko bat: „Lassen Sie das Paket bitte hinter Kilometerstein 35,1 hinter dem Felsen ablegen.“ Das Paket ist angekommen.

„Das Schlimmste was passieren kann, ist natürlich, dass Deutschland nach der Vorrunde ausscheidet“, sagt Cornelißen. Denn wenn die DFB-Elf nur noch in Bahia weilt, um Urlaub zu machen, geht auch bei Everflag der Umsatz zurück. Damit er im Fall der Fälle nicht ganz einbricht, haben die beiden Fan-Utensilien aller WM-Teilnehmer im Sortiment.