Am Museum Burg Linn wird aus Scherben die Antike zusammen gesetzt

Beate Steiger-Nawarotzky rekonstruiert am Museum Burg Linn alte Tongefäße wie bei einem Puzzle-Spiel.

Krefeld. Was die Archäologen ausbuddeln, gerät ihr unter die Hände - und oft auch unters Mikroskop: Zur Zeit hat Beate Steiger-Nawarotzky, Restauratorin am Museum Burg Linn, die aktuellen Funde in Arbeit, die Museumsdirektor Dr. Christoph Reichmann mit seinem archäologischen Team in einem Gebiet des antiken Gräberfeldes von Gelduba am Rheinhafen gefunden hat (die WZ berichtete).

Eigentlich war dieses Gebiet schon 1934 "abgegrast". Und nun sind doch noch Scherben von Schalen und Bechern, Messer, eine Gürtelschnalle, Knochen und zerbrochenes Glas gefunden worden. Die Stücke, die an der Fundstelle sorgsam gekennzeichnet und per Foto und Zeichnung in ihrer Lage dokumentiert wurden, versucht Beate Steiger-Nawarotzky soweit wie möglich wieder zusammen zu setzen.

Dabei ist nicht die Rekonstruktion das vordringliche Ziel, sondern die "Lesbarkeit" des Fundes. Und dafür gilt es gelegentlich auch, für den Laien skurrile Entscheidungen zu fällen: So kommen die Scherben eines dünnwandigen Glases mitsamt dem sie tragenden Sand ins Archiv. Denn das Herauslösen der zig Einzelscherben wäre zu aufwändig gewesen. Ein anderes Glas kann sie zusammenleimen. Man könnte wieder daraus trinken.

Gläserreste werden zuerst mit Klebeband wieder zusammengesetzt und dann geleimt, Keramik wird Stück für Stück in Aufbautechnik restauriert. Vor allem antikes Glas hat es der Restauratorin angetan. Die gebürtige Krefelderin, die am Ricarda-Huch-Gymnasium im Unterricht ihres Geschichtslehrers Paul Wietzorek Gefallen an der Vergangenheit fand, studierte zunächst Archäologie in Bonn und setzte dann ihre Ausbildung zur archäologischen Restauratorin an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin fort.

Das Objekt ihrer Diplom-Arbeit war ein römischer Glaspokal aus Gellep. Die Kombination ist ideal: Die handwerkliche Restauratorin weiß die Objekte in ihren Händen, die sie meist mit weißen Handschuhen anfasst, um sie vor dem Schweiß der Haut zu schützen, wissenschaftlich einzuordnen.

Bevor die Fundstücke aus geschlämmter Keramik, Terra Sigillata oder Glanzton, Metall, Glas oder Leder restauriert und ausführlich dokumentiert werden, müssen sie intensiv gereinigt werden.

Hauptwerkzeuge sind Bürsten und Pinsel. Eine ganz wichtige Voraussetzung für die Arbeit der Restauratorin ist Geduld. Das Metall des Kurzschwertes, das sie auf dem Tisch vor sich hat, löst sich in Hunderte von kleinen Stücken auf. Beate Steiger-Nawarotzky: "Ich bin fasziniert vom direkten Kontakt zu den antiken Objekten und damit zu einer 1700 Jahre alten Zeit."

Aber auch Objekte aus neuerer Zeit kommen in die Obhut der Restaurateure: So wurde ein Handkörbchen aus der Biedermeierzeit, das im Jagdschloss ausgestellt war, vom Staub befreit und wieder ansehnlich. Die meisten Objekte, die in der Restaurierung sind, kommen aber nicht in die Ausstellung, sondern ins Archiv. Am "Grabungabend" Anfang nächsten Jahres sind sie dann zu bewundern.