„Auch wir haben unsere Probleme“

Am Samstag vollendet Karl-Heinz Borghoff sein 70. Lebensjahr. Mit dem Bau des Pflegeheims wird sein größter Wunsch erfüllt.

Oppum/Linn. "Meine bisherigen runden Geburtstage habe ich auch ohne öffentliches Tamtam gefeiert", sagt Karl-Heinz Borghoff, als ihn die WZ um ein Interview zum Anlass seines 70. Geburtstages am Samstag bittet. Dem Gespräch stimmt der Bezirksvorsteher von Oppum/Linn dann doch zu.

Sie machen seit mehr als 40 Jahren Politik in Krefeld. Was ist heute anders an Kommunalpolitik als früher?

Karl-HeinzBorghoff: Überspitzt gesagt: Früher haben der Stadtrat oder auch die Bezirksvertretungen etwas beschlossen und das wurde dann so gemacht. Heute werden erst die Kröten gezählt, bis endlich etwas passiert.

Die Lust an der Politik haben Sie dennoch nicht verloren.

Borghoff: Nein, weil die konkreten Ergebnisse, zumindest hier in Oppum/Linn, sichtbar sind und mich ein wenig stolz machen. Zum Beispiel das Seniorenheim mit 90 Pflegeplätzen und 18 Wohnungen für ältere Menschen, das derzeit für mehr als acht Millionen Euro an der Tilsiter Straße, Ecke Quartelkämpchen entsteht . Noch in jüngster Vergangenheit habe ich nicht einmal davon geträumt, dass so etwas in Linn erreicht werden könnte. Damit geht ein Herzenswunsch für mich in Erfüllung und das ist ein sichtbarer Erfolg von Kommunalpolitik.

Sie stehen als Linner auch dem größeren Stadtteil Oppum mit mehr Delegierten vor. Kommen Sie da nicht häufig in Erklärungsnot?

Borghoff: Am Anfang meiner Amtszeit 1999 war der Aufschrei groß. Es kann doch nicht sein, dass uns ein Linner regiert, haben die Oppumer gesagt. Die Aufregung aber hat sich schnell gelegt, weil die Oppumer gemerkt haben, dass ich in ihrem Stadtteil sehr präsent bin und auch ihre Interessen vertrete. So habe ich immer mehr Zuspruch erfahren.

Es gibt Bezirke, die häufiger in der Öffentlichkeit auftauchen als Oppum/Linn. Stimmt Sie das nachdenklich?

Borghoff: Es kommt auf den Blickwinkel an: Durch die damalige Entscheidung, das Deutsche Textilmuseum nach Linn zu holen, das Deutsche Landschaftsmuseum zu erweitern und die Burg zu restaurieren, hat Linn nicht nur einen stadtweiten, sondern sogar landesweiten Ruf erreicht. Dort finden Empfänge mit namhaften Persönlichkeiten und große politische Veranstaltungen statt. Die Entwicklung der Burg Linn ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Mindestens ein bis zwei Millionen Euro sind in den kommenden fünf Jahren für das Museum nötig.

Dennoch würden Sie zustimmen bei der Aussage, in Oppum/Linn ist die Welt noch in Ordnung, oder?

Borghoff: Auch wir haben unsere Probleme und müssen aufpassen, dass wir eine gewisse Entwicklung nicht verschlafen. Der Stadtteil Oppum/Linn ist von Verkehrsadern zerschnitten. Der sechsspurige Ausbau der A57 steht an, und wir kämpfen für einen optimalen Lärmschutz, in welcher Form auch immer, für die Menschen hier. Auf der alten Strecke des Eisernen Rheins droht durch die Öffnung der Ostmärkte in Europa eine unerträgliche Lärmbelastung für die Bevölkerung.

Und auch dort gilt es, für Lärmschutz und Trassenalternativen einzutreten. Weitere Probleme, die wir angehen müssen, sind die Nahversorgung in Oppum und der dortige Bahnhof. In Linn muss unbedingt die Hafenstraße, deren Untergrund marode ist, saniert werden, damit der Lkw-Verkehr nicht durch die Bodenwellen zu einer Belastung für die angrenzenden Wohngebiete wird. Ich hoffe, dass dort spätestens im Jahr 2010 die Arbeiten beginnen.