Experte: Rückschnitt am Elfrather See war zu massiv

Gefällte Bäume entsetzen die Bürgeraktion Baumschutz. Laut der Gruppe sind etwa 220 Bäume der Kettensäge zum Opfer gefallen.

Krefeld. "Die Baumfällungen am Elfrather See waren dilettantisch", sagt Pieter Schwarze, Landschaftsarchitekt. "Aber nicht von den Behörden, sondern von den Arbeitern." Schwarze war an der Planung des Naherholungsgebiets Elfrather See beteiligt. Er ist der Meinung, dass die Rückschnittmaßnahmen, auch in dieser Radikalität, dringend erforderlich waren und weiterhin sind, aber eben nicht in dieser Masse. "Der Elfrather See leidet unter einem enormen Pflegedefizit. Da wurde seit zwanzig Jahren nichts mehr gemacht." Vergangene Woche kündigte die Stadt "umfangreiche Pflegemaßnahmen" an. Diese entpuppten sich als Fällungen ganzer Baumgruppen. Zirka 220 Bäume sind laut der Bürgeraktion Baumschutz der Kettensäge zum Opfer gefallen. Daraufhin beantragte sie eine einstweilige Verfügung beim Verwaltungsgericht Düsseldorf. Das Gericht gab der Stadt Recht. "Das deutsche Recht sieht vor, dass im Naturschutzbereich nur bundesweit agierende Vereine die Möglichkeit haben, eine einstweilige Verfügung zu beantragen", sagt Elke Steffen, erste Sprecherin der Bürgeraktion Baumschutz. Die Fällungen hätten trotzdem nichts mit Pflege und Verjüngung zu tun. Bei Anlegung einer künstlichen Naturlandschaft wird anfangs alles sehr dicht bepflanzt. Das macht aber Rückschnitte in Abständen von sechs bis sieben Jahren nötig. "Das ist einfach dumm gelaufen", sagt Schwarze. "Trotzdem müssen die Arbeiten weitergehen. Sonst steigt die Brandgefahr in Trockenzeiten." Nötig seien eine langfristige Planung sowie regelmäßige, partielle Rückschnitte. Nach den heftigen Protesten wurden die Pflegemaßnahmen erst einmal gestoppt. Frank Suchanek, Vorsitzender des Segelklubs Bayer Uerdingen, erklärt: "Dieser Stopp ist wenig zweckdienlich." Alle zuständigen Behörden hätten sich auf die notwendige Ausdünnung geeinigt - auch um den Elfrather See als Segelstandort zu stärken.

"Die Stadt hätte mit dem Thema feinfühliger umgehen müssen", sagt Schwarze. "Vor allem hätten die Bürger besser informiert werden sollen. Kein Wunder, dass ein Spaziergänger erst einmal geschockt ist, wenn er die vielen Baumstümpfe sieht."