Lebendige Geschichte auf der Burg

350 Teilnehmer und der Veranstalter, die Linner Schützen, boten den Besuchern eine Zeitreise der besonderen Art.

Krefeld/Linn. Feine Damen in Reifröcken mit Sonnenschirmen in der Hand. Ein kleiner Junge auf einem Hochrad und der Einsatz einer Feuerwehr aus dem vorletzten Jahrhundert. Was sich anhört wie eine Szene aus einem historischen Film, konnte man am Wochenende auf der Burg Linn erleben.

Unter dem Motto "Lebendige Geschichte auf Burg Linn" veranstalteten 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer historischer Gruppen eine Reise in die Vergangenheit. "Die Idee ist es, die Burg so zu zeigen, wie sie war. Es war ja nicht so, dass man dort nur eine Aufsichtsperson gesehen hat, wie es heute meistens ist", erläutert Theo Tissen, zweiter Vorsitzender der veranstaltenden Linner Schützen.

Am Wochenende wurden den Besuchern darum zum vierten Mal ganz alltägliche Szenen aus dem Leben der mittelalterlichen, bürgerlichen und preußischen Gesellschaft präsentiert. Eine Art Zeitreise erlebten die Gäste bereits beim Betreten des Geländes. Männer, Frauen und Kinder in historischen Kostümen ließen längst vergangene Epochen wieder aufleben.

Mit dabei war auch der kleine Julius auf einem Kinderhochrad aus dem 19. Jahrhundert. "Ich zeige den Leuten, wie man auf das Fahrrad kommt und wie man damit fährt", so der Siebenjährige. "Früher gab es auch ein Laufrad. Für Kinder und für Erwachsene." Ein paar Meter weiter verkaufte die historische Bauerngruppe frisch gebackenes Brot und die Linner Hirten präsentierten ihre Schafe und Ziegen in einem kleinen Streichelzoo.

Während in der Burgküche Schmalzgebäck entstand, wurden im Rittersaal Kettenhemden geknüpft. Für den kleinen Fynn und seine Schwester Lilly war das der Höhepunkt des Tages. Gemeinsam mit ihrem Opa sahen sie Christoph Engels von der Linner Ritterrunde über die Schulter. "Zuerst wird ein Draht gewickelt und so geschnitten, dass viele kleine Ringe entstehen", so der 23jährige. Dann ist Geduld gefragt. "Bei zehn Stunden Arbeit pro Tag brauchte man im Mittelalter insgesamt drei Monate, um ein Kettenhemd zu knüpfen." Fynn war beeindruckt.

Während er sich noch die hölzernen Brettspiele anschaute, spielte im Innenhof der Burg die Gruppe Fremitus. "Unsere Musik beruht auf mittelalterlichen Melodien", sagt "Brennus". "Die Instrumente sind teilweise authentisch", fügte "Rasmus der Vagant" hinzu und deutete auf den bretonischen "Biniou" und die "Sackpfeife", zwei Dudelsackformen.

Vor dem Verlassen des Geländes konnten die Besucher noch eine Kaffeepause im Biedermeierkaffee vor dem Jagdschloss einlegen und den Übungen des historischen Löschzugs am Samstag und am Sonntag der Krefelder Berufsfeuerwehr gemeinsam mit den Kollegen aus Krefelds Partnerstadt Leicester zusehen.