Uerdingen: Der Waldsee soll gerettet werden

Zu viel Stickstoff und zu viele große Karpfen? Fischereiverband und Verein wollen Qualität des Wassers steigern.

Krefeld-Uerdingen. Mit einem Haufen dicker Fische hatte der Vorstand des Angelsportvereins Bayer Uerdingen gerechnet - doch als der Experte des Rheinischen Fischereiverbandes am Dienstag in aller Frühe 200 Meter Stellnetze an Land zog, hatten sich über Nacht gerade mal zwei kapitale Karpfen (19 und 24 Pfund) in den groben Maschen verfangen.

Sie wurden direkt filetiert. Optimisten des rund 100 Mitglieder zählenden Angelsportvereins hatten mit mindestens ebenso vielen Alt-Karpfen gerechnet. "Es war wohl der falsche Tag. Bei bei zu warmem Wetter bleiben die Karpfen stehen", hat Biologe Armin Nemitz vom Fischereiverband eine Erklärung.

Grund der von Unterer und Oberer Fischereiaufsicht genehmigten Aktion ist die schlechte Wasserqualität des Waldsees, auch Heimat des größten Krefelder Sportvereins, dem SV Bayer08 mit mehr als 9200 Mitgliedern. Wie andere Baggerseen in Krefeld ist der Waldsee ein Gewässer, das die ab 2015 geltende EU-Wasser-Rahmenrichtlinie ohne Hilfsmaßnahmen wohl nicht mehr erfüllen kann.

"Der Stickstoffeintrag führt zu einer Pflanzenexplosion und zur grüngelben Färbung des Gewässers", weiß der Fischereiberater der Stadt Krefeld, Hans-Dieter Krüger. Den Rückgang der alljährlich eingesetzten Rotaugen, Rotfedern und Brassen führt der Verein auch auf die vor 15 Jahren ausgesetzten Karpfen zurück.

"Sie sind Nahrungskonkurrenten der Weißfische", erläutert Krüger, "und so vollgefressen, dass sie die Nahrung wieder ausscheiden." Sie tragen somit neben dem Düngemitteln, der zunehmenden Verschlammung und dem Entenkot geringfügig mit dazu bei, dass das Gewässer im Sommer kippt - wie zuletzt 2006.

An das Feindbild Karpfen glauben allerdings nicht alle Waldsee-Angler. Sie sind überzeugt, dass Barsche und Hechte die Weißfisch-Brut nahezu auf Null reduziert haben. Gern hat der eine oder andere Angler einen 20 oder mehr Pfund schweren Karpfen am Haken. "Die wollen ihn nur fotografieren, nicht essen", weiß Krüger. Schwimmverein, Angler und Verband wollen den Waldsee langfristig rettet.

Ende dieser Woche werden Pflanzinseln auf einem Maschendrahtnetz eingebracht, in deren Wurzeln kleine Fische geschützt laichen können. Zudem wird ein Hegeplan erstellt. Fischereiberater Krüger: "Landwirtschaftskammer und Fischereiverband wollen einen Nachweis, welche Fische eingesetzt werden. Man möchte so verhindern, das sich fremde oder gar "genverfälschte" Arten im See breit machen.