Uerdingen: "Fußgängerzone ist die reinste Rennstrecke"

Am WZ-Mobil beschweren sich viele Anlieger über den starken Autoverkehr auf Ober- und Niederstraße.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Von 7 bis 10 Uhr und 13 bis 15 Uhr darf die Uerdinger Fußgängerzone vom Lieferverkehr befahren werden. Viele Bürger am WZ-Mobil beschweren sich jedoch darüber, dass auch außerhalb dieser Zeiten Waren entladen und Nieder- und Oberstraße häufig auch von Autofahrern als Abkürzung genutzt werden.

„Insbesondere die Oberstraße wird von Autofahrern befahren, auch entgegen der Einbahnstraße und mit erhöhter Geschwindigkeit“, sagt Susanne Tyll. Selbst die Lieferanten würden sich nicht an die Lieferzeiten, und teilweise nicht an die Einbahnstraßenregelung halten. „Es kommt vor, dass sich Wagen mit Doppelanhänger entgegen der Fahrtrichtung durch die enge Niederstraße zwängen.“

Ingrid Meeners geht dort jeden Abend mit ihrem Hund spazieren. „Viele Autofahrer holen sich abends ihr Essen und parken sogar vor den Lokalen“, sagt sie. „Für den Lieferverkehr gelten natürlich andere Regeln, aber selbst die fahren viel zu schnell und blockieren stundenlang die Straße.“ Zeitdruck sei keine Entschuldigung für Raserei.

„Wir sind Anwohner der Niederstraße und es ist mittlerweile fast unerträglich, wie viele Pkw und Lkw durch die Fußgängerzone rauschen und das in beide Fahrtrichtungen. Auch in der Nacht werden Geschäfte noch beliefert“, erklärt Marion Kremer.

Melitta und Marcus Jacobs gehen regelmäßig im Eiscafé an der Oberstraße einen Kaffee trinken. „Jetzt kann man ja eigentlich wieder draußen sitzen, aber die Autos rasen durch die Fußgängerzone an den Stühlen vorbei“, erzählt die Inhaberin des Eiscafés. Sie habe sich deswegen bereits bei der Stadt beschwert, jedoch ohne Erfolg. „Da muss erst ein Unfall passieren, damit sich etwas ändert. Das ist unmöglich!“

Claudia Horrix kennt diese Sorge nur zu gut. Sie ist Mutter einer dreijährigen Tochter und findet es unmöglich, dass niemand die Raser bestrafe. „Häufig müssen Besucher des Eiscafés die schnellen Autofahrer stoppen“, sagt sie.

„Seitdem die Polizei weg ist, ist die Fußgängerzone die reinste Rennstrecke“, beschwert sich Ludwig Weymans. Früher sei man noch angehalten worden, Schritt zu fahren. Doch heute fehle das Personal. „Der eine Polizist, der noch hier ist, kann natürlich nicht überall gleichzeitig sein.“

Das sehen Claus und Ursula Wolters genauso: „Das ist seit mindestens zehn Jahren ein Dauerbrenner. Wir haben uns immer wieder an vielen Stellen beschwert. Es ist nie etwas geschehen. Auch das Stoppschild an der alten Krefelder Straße zum Marktplatz wird so gut wie nie beachtet.“

Richard Wesch vertritt ebenfalls eine deutliche Meinung: „Diese Rücksichtslosigkeit ist eine Sauerei! Wo ist die Polizei in solchen Situationen?“ Auch Raimund von Hasselt vermisst die Präsenz der Beamten. „Die Kontrolle ist gleich Null.“ Er findet es schade, dass viele Geschäfte aus der Oberstraße wegziehen. „In Uerdingen tut sich nichts mehr.“

Dieter Kölzer wiederum weiß eine Lösung für das Problem: „Das Beste wäre ein automatisches System, bei dem außerhalb der Lieferzeiten Poller hochfahren und die Zufahrt versperren. Anwohner würden dann eine Karte bekommen, um durchfahren zu können.“

Wolfgang Rothgänger wohnt seit 40 Jahren in Uerdingen und empfindet die Lage als weniger ernst. „Ich sehe es eher selten, dass jemand entgegen der Einbahnstraße oder mit erhöhter Geschwindigkeit durch die Fußgängerzone fährt“, erklärt er. Das sehen Wolfgang und Hannelore Winter anders. „Uerdingen ist so ein schönes Städtchen, aber wir wollen nicht vor den Autos wegspringen müssen“, sagt sie.