Uerdinger Rheinbrücke: Arbeitsplatz mit Aussicht

In Uerdingens Wahrzeichen wird derzeit kräftig investiert: Für mehr als eine halbe Million Euro wird die Rheinbrücke fit für die Zukunft gemacht. Besuch auf einer der ungewöhnlichsten Baustellen Krefelds.

Uerdinger Rheinbrücke: Arbeitsplatz mit Aussicht
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Egon Wolany hat sich seine Schutzmaske tief ins Gesicht gezogen. Die Spitze seines Schweißgeräts verschwindet zwischen zwei Stahlträgern in der Tiefe der Uerdinger Rheinbrücke. Während der Arbeiter auf dem Asphalt der Fahrbahn hockt und Funken emporsprühen, donnert zwei Meter neben ihm ein 40-Tonner vorbei. Arbeitsalltag auf einer der ungewöhnlichsten Baustellen der Stadt.

Uerdinger Rheinbrücke: Arbeitsplatz mit Aussicht
Foto: Bischof, Andreas (abi)

Das Wahrzeichen der Rheinstadt wird fit gemacht für die Zukunft. Und das bei vollem Verkehr. „Das gleicht einer Operation am offenen Herzen“, sagt Wilfried Büsdorf. Der Brückenfachmann vom Landesbetrieb Straßenbau hat die Bauüberwachung des Projekts, das die Autofahrer noch für knapp sechs Wochen ausbremst. Grund: Die neun Fahrbahnübergänge müssen komplett überarbeitet, zudem die Entwässerung erneuert werden.

Uerdinger Rheinbrücke: Arbeitsplatz mit Aussicht
Foto: Bischof, Andreas (abi)

Die meiste Zeit geschah das bisher unter der Brücke, weshalb sich so mancher Autofahrer schon fragte, wofür eigentlich die Baustelle auf der Fahrbahn eingerichtet ist — oft war kein Arbeiter weit und breit zu sehen. Doch das bedeutet nicht, dass nicht gearbeitet wird: „Unterhalb der Brücke wird zurzeit der Korrosionsschutz der Metallteile an den Übergängen erneuert“, erläutert Büsdorf. Zudem müssen die Gummidichtungen zwischen den Stahlteilen an den Übergängen ausgetauscht werden.

Da diese Konstruktion 30 Jahre alt ist, sind die Dichtungen Spezialanfertigungen. Auf dem südlichen Teil der Brücke ist jeweils ein Drittel bereits ausgetauscht worden. Als nächstes wird das mittlere Drittel gewechselt, dann der Rest auf der Nordseite des Uerdinger Wahrzeichens. Mit einem Spezialschweißverfahren werden in diesem Zuge auch Schraubverbindungen ersetzt, was den Wartungsaufwand reduziert. Insgesamt investiert Straßen NRW 600 000 Euro, sagt Wilfried Büsdorf. „Dann ist hier aber erst mal für 10, 15, vielleicht 20 Jahre Ruhe“, ist er überzeugt.

Was nicht für den Rest der Brücke gilt. „So baut man heute natürlich nicht mehr. Das würde man wohl Materialverschwendung nennen“, sagt der Brückenfachmann. „Wenn ich allein an die ganzen Nieten denke“, meint Büsdorf und blickt das 860 Meter lange Bauwerk entlang. Alle sechs Jahre muss es einer Grunduntersuchung unterzogen werden. „Das dauert dann Wochen“, sagt der Fachmann — anders als etwa bei einer modernen Brücke aus Stahlbeton.

Denn in Uerdingen muss jede einzelne Niete — tausende sind in der Stahlkonstruktion verbaut — begutachtet werden. In einem Förderwagen, der unterhalb der Brücken angebracht ist, wird dann das Bauwerk auch von dort unter die Lupe genommen. Alle drei Jahre zwischen den Hauptuntersuchungen gibt es noch kleine Prüfungen. Und bald wird wohl auch ein Anstrich fällig sein — ebenfalls als Korrosionsschutz. „Man muss aber sagen: Die Brücke ist in einem Topzustand“, sagt Büsdorf.

Am letzten März- und am ersten April-Wochenende werden die Arbeiten räumlich etwas ausgeweitet — dann ist Begegnungsverkehr nicht möglich und wird eine Ampelregelung eingerichtet. Dies sei nicht vermeidbar, sagt Büsdorf, der bei der Planung darauf geachtet hat, dass der Verkehr so ungehindert wie möglich rollen kann — Tempo 30 lässt sich allerdings nicht vermeiden.