WZ-Mobil WZ-Mobil: Uerdingen soll lebendiger werden

Bürger wünschen sich wieder mehr Leben in ihrem Stadtteil.

Foto: DJ

Krefeld. Mehr und mehr Leerstände in der Einkaufsstraße und kaum noch Besucher auf dem Wochenmarkt: Uerdingens Innenstadt stirbt aus — da sind sich die Besucher am WZ-Mobil einig.

Dass mit dem „Franziskaner-Ensemble“ ab Herbst ein moderner Wohnkomplex an der Bruchstraße Ecke Patersgasse entstehen soll, trifft bei den Bürgern auf Zustimmung. „Das verschönert unser Stadtbild“, findet Renate Kämmerer. „Hier muss was passieren. Ich finde alles, was die Bruchstraße belebt, vernünftig“, sagt ein Bürger, der extra aus Traar zum WZ-Mobil in die Rheinstadt gekommen ist, seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen will.

„Was wir in Uerdingen brauchen, ist Kaufkraft“, betont Hans-Peter Heiße. Der Wochenmarkt am Mittwoch sei eine „Trauerveranstaltung“. Trotzdem kommt der 70-jährige Bockumer häufig hierher — auch weil er viele Jahre im Chemiepark gearbeitet hat, fühlt er sich Uerdingen verbunden. Modern, attraktiv und erschwinglich müsse neuer Wohnraum sein, um junge Familien nach Uerdingen zu locken und damit „Leben auf die Straße und in die Geschäfte zu bekommen“.

Was Heiße besonders begeistert ist, dass das ehemalige Volksbankgebäude an der Niederstraße saniert und in das Projekt integriert werden soll: „Wenn ich daran denke, dass es schon jahrelang leer steht, wird’s langsam Zeit. Immerhin ist das auch ein spannendes Gebäude, das sonst irgendwann ganz verfällt.“ Da stimmt auch Renate Kämmerer zu: „Unbedingt sanieren“, betont sie und schiebt hinterher: „Wie sieht der Klotz denn jetzt aus?!“

21 moderne Eigentumswohnungen sollen in einer L-Form aus drei Häusern auf dem Gelände der alten Offsetdruckerei Schotte mit grünem Innenhof errichtet werden. Und die haben einen stolzen Preis: Zwischen 2950 und 3450 Euro soll der Quadratmeter kosten. „Das ist leider nur was für die Prominenz und nichts für normale Rentner wie uns“, moniert Renate Kämmerer. Das alte Volksbankgebäude an der Niederstraße, das bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum Franziskaner-Kloster gehörte, soll saniert und dann über den Gartenbereich mit dem Neubaukomplex verbunden werden.

„Da, wo heute noch die Schottedruckerei steht, bin ich von 1937 bis 1941 zur Schule gegangen“, erinnert sich die 84-jährige Margot K.. Sie hat ein Bild von 1912 mitgebracht, das das Haus ihrer Großeltern an der Bruchstraße 15 zeigt. Prinzipiell habe sie nichts gegen den geplanten Wohnkomplex, aber: „So ein Riesending finde ich nur gut, wenn es dem Stil der Häuser in Uerdingens Stadtkern angepasst wird.“

„Ansprechend“ findet auch Norbert Sinofzik das geplante „Franziskaner-Ensemble“: „Von der Dimension passt es in die Umgebung. Toll finde ich auch, dass das alte Volksbankgebäude wieder belebt wird.“ Kritik hat Sinofzik dagegen am umstrittenen Projekt Rheinblick. Er fürchtet „einen überdimensioniert klotzigen Fehlkörper an diesem historischen Platz in Höhe der ehemaligen Rheinlust“.

Karla und Ralf Ginsky stehen hinter den Bauvorhaben: „Das kann man doch nur befürworten, Uerdingen muss aufgemotzt werden!“ Sie haben auch selbst Interesse an einer Wohnung im „Franziskaner-Ensemble“: „Wir möchten unser Haus verkaufen und in eine Eigentumswohnung ziehen, leider soll der Großteil der Wohnungen mit Blick auf den Rhein schon verkauft sein“, bedauert Ralf Ginsky.