Mathias Meyer ist ein Handwerker der alten Schule

Der Polsterer- und Dekorateurmeister Mathias Meyer senior sieht sich als Arbeiter im Hintergrund. Als solcher hilft er auch mit 75 Jahren noch gern im Familienbetrieb an der Buschstraße aus.

Bockum. Wenn Mathias Meyer den Familienbetrieb für Raumausstattung an der Buschstraße betritt, dann geht er nach Möglichkeit sofort durch in die Werkstatt. "Da hinten habe ich meine Ruhe und kann ungestört arbeiten", sagt der 75-Jährige und lacht.

Eigentlich ist Meyer in einem Alter, in dem Begriffe wie Feierabend oder Mittagspause keine große Rolle mehr spielen - schließlich ist er seit zehn Jahren Pensionär. Und doch ist es für ihn keine Frage, auch als Ruheständler weiter im Betrieb zu helfen, wenn ihn sein Sohn braucht.

Mathias Meyer junior führt die Geschäfte seit zehn Jahren. Er weiß das Engagement seines Vaters zu schätzen und möchte auch nicht auf seine Meinung verzichten: "Seine Erfahrung ist heute noch gefragt, sogar mehrmals in der Woche. Außerdem gibt es keinen größeren Experten für die Restauration alter und wertvoller Polstermöbel. Da macht ihm keiner was vor."

Von der Handwerkskammer hat Mathias Meyer senior vor wenigen Wochen den Goldenen Meisterbrief erhalten. Vor 50 Jahren hat er seine Meisterprüfung als Polsterer und Dekorateur abgelegt. Und ist darauf mächtig stolz: "Die Urkunde hängt im Wohnzimmer und wird im Dunkeln von einem Scheinwerfer angestrahlt. Das haben die schon fein hinbekommen."

Während der meisten Zeit, in der Mathias Meyer den Betrieb leitete, war er dabei auf sich allein gestellt. "Nur meine Mutter hat manchmal mitgenäht", erzählt der Dekorateurmeister, der seit 51 Jahren mit seiner Frau Mathilde verheiratet ist.

Sich selbst sieht er als Handwerker der alten Schule: "Ich war weniger der clevere Geschäftsmann, mehr der Arbeiter im Hintergrund." Kundenakquise oder ein ausgedehnter Plausch zwischendurch war und ist nicht seine Sache. Ebenso wenig das Kaufmännische: "Wenn ich mich vor einem Kostenvoranschlag drücken konnte, habe ich das gemacht. Dann hatte ich mehr Zeit, um in der Werkstatt zu sein", erklärt er mit einem breiten Lächeln im Gesicht und fügt hinzu: "Ich bin zwar grundsätzlich ein geselliger Mensch, aber erst nach Feierabend."

Wenn er nicht im Betrieb anzutreffen ist, widmet Meyer seine Freizeit seinen zahlreichen Hobbys. So ist der Bockumer seit 1977 mit Leib und Seele Bezirksvorsitzender des Sängerkreises Linker Niederrhein.

Seine große Leidenschaft gilt jedoch dem Sängerbund Bockum, dessen Mitglied er seit 1951 ist und den er seit 34 Jahren leitet. Auch seine große Freude am Gesang hat eine Verbindung zu seiner Arbeit: "Nach der Arbeit im Lehrbetrieb musste ich abends immer noch meinem Vater im Geschäft helfen. Nur donnerstags durfte ich immer früher Schluss machen, weil sich da der Gesangverein traf. So bin ich dazu gekommen."