Zoo: Stadt muss eigene Tochter maßregeln
Elefantenhaltung: Vier Modelle stehen nächste Woche zur Entscheidung im Aufsichtsrat an – drei davon sind Utopie.
Krefeld. Im Zoo naht die Stunde der Elefanten: Nächsten Donnerstag wird der Aufsichtsrat der gemeinnützigen GmbH die Weichen für deren künftige Haltung stellen. Dass Krefeld Dickhäuter behält, gilt als sicher: Noch steht die Allianz der Befürworter (CDU, SPD, FDP). Sie hat damit die Mehrheit gegenüber Grünen und Zoofreunden, die die Elefantenhaltung aus Kostengründen verzichtbar finden. Der Inhalt des Sackes, der am Nikolausabend ausgepackt wird, ist indes bekannt - er enthält vier Modelle für die Haltung der Dickhäuter, zwischen null und zehn Millionen Euro schwer.
Modell Nr. 1: Alles bleibt, wie es ist bis zum Ruhestand von Elefanten-Trainer Wolfgang Nehring - mit den drei in Krefeld aufgewachsenen Kühen Rhena, Mumtas Mahal und Yheetoo. Kosten: null Euro. Nur: Am 31. Dezember 2009 läuft für den Zoo die Frist der Stadt (Untere Landschaftsbehörde) aus, die EU-Richtlinien zur Elefantenhaltung zu erfüllen. Diese Richtlinien (siehe Kasten) aus dem Jahr 2000 werden Landesrecht. Der Zoo würde sich einem Bußgeldverfahren aussetzen, das ausgerechnet die Stadt Krefeld einleiten müsste, die den Zoo mit Reparatur- und Investitionsstau in die Selbständigkeit entlassen hat. Modell Nr. 1 ist also unrealistisch.
Modell Nr. 2: Der Zoo steckt 500000 Euro von den angesparten 6,5 Millionen in den Umbau des Großtierhauses, so dass eine überwiegend kettenlose Haltung möglich ist. So soll nur noch Platz für zwei Elefanten sein - und zwei Nashörner. Die städtische Artenschützerin Andrea Funke: "Deren Unterbringung ist aber jetzt schon grenzwertig." Nashorn-Bulle und -Kuh mit Jungtier Davu müssen abwechselnd auf die Außenanlage gebracht werden. Da das Zoo-Vermögen verplant ist, müssen andere Vorhaben "abgespeckt" werden. Aufsichtsratvorsitzender Joachim C. Heitmann: "Für mich haben Tierhäuser Vorrang."
Modell Nr. 3: Umbau des Großtierhauses für vier Elefantenkühe ohne Zuchtzwecke, Kosten: 2,5 bis 5 Millionen Euro. Wo bleiben die Spitzmaulnashörner? Diese Variante ist so utopisch wie
Modell Nr. 4: Eine Elefantenhaltung in einer Gruppe mit separater Bullenhaltung - mindestens zehn Millionen Euro.
In die Modelle sind die Recherchen von Zootierarzt Martin Straube eingeflossen, der sich in Deutschland in Sachen Elefantenhaltung umgehört hat. Preiswerte Anlagen in den Niederlanden sollen in die Varianten nicht eingeflossen sein.
Von den EU-Richtlinien sind auch andere Zoo-Arten betroffen: Die Pony-Anlage muss vergrößert werden, das Gehege der alten Siamangs ist zu klein (nun wird auf deren Ableben gewartet), die Baumkängurus sind in ein größeres Gehege umquartiert worden und das Problem der zu vielen Glattstirnkaimane im Tropenhaus ist durch Abgabe und Ausquartierung gelöst. Zu klein ist auch das Terrarium der Gartenboas - es wurde von Stahlwerk-Azubis gestiftet.