Polizei Streife auf zwei Rädern
Die Polizei setzt in der Innenstadt auf Beamte im Sattel. Mit der WZ durchstreifen Martin Esters und Rebekka Walter die Fußgängerzone.
Düsseldorf. Rebekka Walter und Martin Esters sind noch nicht auf ihre Räder gestiegen, da steht für die beiden Polizisten schon der erste Einsatz an. Ein kleiner Junge im Grundschulalter steht gegenüber von Primark. Er weint. Die Beamten stellen ihre Diensträder ab und kümmern sich um das Kind, das seine Eltern im Trubel der Fußgängerzone verloren hat. Der Polizeihauptkommissar versucht, den Jungen zu beruhigen. Seine Eltern kommen schnell hinzu. Im Einkaufsstress hatte die Familie sich schlicht aus den Augen verloren.
„Solche Situationen erleben wir gar nicht selten — dabei ist es mir deutlich lieber, ich hab das Kind und muss die Eltern suchen, als andersherum“, sagt Martin Esters, der an diesem Tag mit der Kollegin Rebekka Walter als Fahrradstreife die Krefelder Innenstadt überwacht.
Die Fahrradstreife in Krefeld besteht seit 2005, sie wird mehrfach in der Woche eingesetzt, ist aber nur ein zusätzliches Einsatzmittel. „Würde es eine eigenständige Fahrradstaffel geben, würde ich mich sofort freiwillig melden“, sagt Esters grinsend.
Der 48-Jährige mag die Acht-Stunden-Schicht auf dem Rad besonders gern, „weil ich auch privat gerne radfahre“. Während der Polizeihauptkommissar das erzählt, unterrichtet seine Kollegin gerade Manfred Louven darüber, dass das Radfahren bereits auf der Poststraße nicht mehr erlaubt ist, und nicht erst auf der Hochstraße. „Da habe ich wieder etwas gelernt. Generell muss ich sagen, dass ich die Fahrradstreife als sinnvoll erachte“, sagt Louven.
Viele Krefelder scheinen das ebenso zu sehen. Wenn sie die Räder über die Hochstraße schieben, werden die Polizisten oft gegrüßt. Selbst die Kleinsten verspüren keine Berührungsängste. „Für uns ist das normal“, sagt Rebekka Walter. Schiebend oder im Sattel — die Polizisten wirken bereits aufgrund ihres Einsatzgefährts weitaus weniger martialisch als die Kollegen, die mit dem Dienstwagen zu einem Einsatz kommen.
„Für uns liegen die Vorteile der Fahrradstreife auf der Hand. Die Kollegen können schneller reagieren, die Verfolgung im Innenstadtbereich schneller aufnehmen und besitzen eine große Akzeptanz in der Bevölkerung“, sagt Polizeisprecherin Karin Kretzer.
Akzeptieren können Esters und Walter so gar nicht, was sie dann auf der Hochstraße kurz vor dem Hansa-Centrum sehen. Ein junger Autofahrer steht mitten in der Fußgängerzone mit seinem Pkw. Als die Polizeikommissarin auf seinen Wagen zugelaufen kommt, versucht er, rückwärts zurück auf den Südwall zu fahren. Walter hält den Fahrer an und nimmt seine Personalien auf. Wenige Minuten später helfen die Polizisten dem Mann, aus der Fußgängerzone zu fahren. „Seine Ausrede lautete, er wolle bloß eine Küche abholen.“, sagt Walter. Die Folge für den Autofahrer: Ein Verwarngeld in Höhe von 30 Euro wegen Befahrens der Fußgängerzone außerhalb der Ladezeiten.
„Gerade mit den Lieferanten ist es immer so ein Spielchen, da sie ja eigentlich nur bis 11 Uhr be- und entladen dürfen, viele kommen aber später, da muss man aber auch Fingerspitzengefühl zeigen.“ Das erwartet Esters aber auch auf der Gegenseite. „Die Art und Weise, wie man auf uns reagiert, wirkt sich dabei natürlich auch auf die Beurteilung der Situation aus“, sagt der Polizeihauptkommissar.
Vor Strafe schützt ein gepflegter Umgangston aber nicht automatisch. Das muss auch der Fahrer eines Lieferwagens feststellen, der in der Fußgängerzone auf der Gladbacher Straße parkt. Über Funk wird den beiden Polizisten dann der nächste Einsatz vermittelt. Am Theaterplatz steht mal wieder das Tor zur Tiefgarage offen. Mit Fahrrädern sind sie in wenigen Minuten vor Ort und haben dabei sogar noch etwas für die Umwelt getan. Anstatt des Martinshorns kommt die Klingel zum Einsatz. Zusätzlich verschafft sich Esters durch seine laute Stimme Gehör und Platz.
Zu einem Angriff auf die Fahrradstreife kam es noch nie. „Würde es mal brenzlig, haben wir auch Techniken erlernt, um das Rad als Verteidigungsobjekt einzusetzen. Im Notfall würden wir zudem immer die Kollegen verständigen“, erklärt der Polizeihauptkommissar.