Testkauf: „Seid ihr denn schon 18?“

Mit zwei 16-jährigen Mädchen hat sich die WZ zum Zigarettenkauf in Krefeld aufgemacht.

Krefeld. "Seid ihr auch schon 18?", fragt Hasan Ciftci in bereits routiniertem Ton über die Ladentheke seines Kiosks. "Natürlich" entgegnen die beiden jungen Frauen dem Händler. Eine Antwort, mit der Annika Brangs und Jota Alexiou, beide 16 Jahre alt und Nichtraucherinnen, die Unwahrheit sagen. Die WZ hat sich mit den Schülerinnen zum Zigaretten-Testkauf begeben.

Als der Händler, der Tabakwaren seit dem 1. September nur noch an Volljährige verkaufen darf, das gewünschte Päckchen auf den Tresen legt, wird die Situation aufgelöst. "Ich hätte jetzt gleich nach dem Ausweis gefragt", sagt der Mann und möchte seine Glaubwürdigkeit unterstreichen: "Erst gestern noch habe ich jungen Leuten keinen Alkohol verkauft. Ich frage immer nach dem Ausweis." Grundsätzlich findet der Händler es gut, dass Rauchen nun erst für Volljährige erlaubt ist. "Ich glaube aber, dass das nicht viel bringt. Wenn Jugendliche Zigaretten nicht bekommen, dann schicken sie 18-jährige Freunde."

"Soll ich sie jetzt rausschmeißen?", lautet die Reaktion in einem weiteren Tabakhandel auf die Testkäufe. "Ich habe die Zigaretten bisher nur auf den Tresen gelegt", erklärt die verärgerte Verkäuferin. Dass sie den Minderjährigen auch schon die Verkaufssumme, "vier Euro", genannt hat, übersieht sie hier. Wie ihr Kollege hätte auch sie "die Ausweise gleich noch kontrolliert."

Für "über 16 Jahre" hat Erdinc Temel, der in einem Kiosk auf der St. Anton-Straße verkauft, die Testkäuferinnen gehalten. Dass die Mädchen aber mindestens 18 Jahre alt sein müssen, um Zigaretten kaufen zu dürfen, hat der Mann "nicht gewusst" und begründet: "Ich war bis vor kurzem noch im Urlaub." Auch hier lagen die Zigaretten direkt nach der Bestellung auf dem Ladentisch.

Die Testkäuferinnen selbst zeigen sich verwundert darüber, "wie einfach wir als 16-Jährige an Zigaretten kommen." "Generell finde ich die Gesetzesänderung sinnvoll und gut", sagt Annika Brangs. "Ein bisschen gemein ist das nur für diejenigen, die legal angefangen haben und jetzt nicht mehr rauchen dürfen." Unter diese Gruppe fällt auch die 16-jährige Jacqueline Meiser (Name geändert), die seit mehreren Jahren raucht. "Ich finde das Gesetz absolut schwachsinnig. Erst wurde mir das Rauchen erlaubt und jetzt wieder verboten." "Besser sollte jeglicher Alkohol ab 18 Jahren verkäuflich sein." Ins Koma rauchen könne sich schließlich keiner.

"Wir fragen nach: Tabakwaren erst ab 18", steht es auf einem Aufkleber im Tabak- und Zeitschriftenladen Zell auf dem Ostwall geschrieben. Tatsächlich stellt die Verkäuferin nach der Bestellung der Zigaretten die Frage: "Auch schon 18?" Als die Mädchen bejahen , verlangt Petra Indenhuck die Ausweise der beiden. Das Resultat: hier gehen die jungen Frauen leer aus. "Das Gesetz hat die Änderung vorgeschrieben, und wir halten uns daran" sagt die Verkäuferin kurz und knapp. "Schließlich hängen unsere Arbeitsplätze daran."

"Seid ihr beide schon über 18", fragt auch ein weiterer Kioskinhaber die Testkäuferinnen nach der Zigarettenbestellung. Als diese, diesmal wahrheitsgemäß, verneinen, sagt der Mann: "Dann habt ihr aber Glück gehabt, dass ich über 18 bin", und gibt die Gewünschte Ware heraus. Nach Aufdeckung der Situation zeigt er sich gefasst. Paradox findet der Händler jedoch, dass Zigaretten am Automaten noch immer ab 16 Jahren gekauft werden können. "Und genau vor meiner Tür hängt ein solcher Automat."