Überfall: „Unsere Läden sind jetzt sicher wie Fort Knox“
In der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ sucht Juwelier Mustafa Kaplan heute nach Zeugen.
Krefeld. Es ist der 4. Februar, 5.10 Uhr, als unbekannte Täter rückwärts in die gläserne Eingangstür des Juweliers Kaplan rasen. Mit Maurerhämmern und Gipsbeilen zertrümmern sie die Vitrine des Schmuckgeschäfts an der Neusser Straße. Ihre Beute: "Silberringe. Da fühlte ich im ersten Moment sogar Schadenfreude. Denn was glänzt, ist ja nicht immer Gold", sagt Inhaber Özgür Kaplan.
Doch der große Schock kam nur wenige Sekunden später für den 26-Jährigen: "Sie nahmen fast die komplette Auslage Armbänder in 585-Gold mit." Das war der dritte Überfall in anderthalb Jahren, berichtet Kaplan, der von der Sicherheitsfirma benachrichtigt worden war und keine zehn Minuten später am Tatort ankam. "Sie haben es auf die gleiche Weise getan wie davor." Mit dem Auto - einem dunkelgrünen VW Bully, der in Aachen gestohlen und vor dem Geschäft zurückgelassen worden ist - brachen sie durch die Tür.
Den Schaden beziffert Kaplan mit insgesamt 100 000 Euro. Ein Drittel davon habe die Versicherung ihm erstattet. Der Rest ist verloren. Seitdem habe er große Angst. Vor einem neuen Einbruch, einem noch größeren finanziellen Verlust, vor allem aber vor einem gewalttätigen Überfall. "Solange es materielle Dinge sind, ist das furchtbar für uns als Geschäftsleute. Doch ich möchte mich nicht selbst in Gefahr bringen", sagt Kaplan, der am liebsten ein Sicherungssystem hätte "wie in den USA. Bei Alarm schließt der Laden, das Gitter geht runter, der Täter sitzt fest".
Doch dies lasse das deutsche Recht nicht zu: "Verletzt sich der Einbrecher, hafte ich", weiß Kaplan, der jetzt auf andere Weise vorgesorgt hat. "Unsere Geschäfte sind heute ausgebaut wie Fort Knox", beschreibt er die Sicherungsmaßnahmen, die er in beiden Filialen an der Neusser Straße vorgenommen hat: "24 Stunden Videoüberwachung mit Infrarot. Sogar bei Nachtaufnahmen kann man jedes Barthaar erkennen. Wir haben Rollgitter vor Fenstern und Türen und schusssicheres Panzergläser."
Die Täter sind nach wie vor nicht gefasst, weshalb der Juwelier nun über die Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ungelöst" heute Abend (20.15 Uhr, ZDF) bundesweite Aufmerksamkeit erreichen möchte. Nur ein Zeuge aus dem Nachbarhaus hat sich nach dem Überfall Anfang des Jahres gemeldet. "Der hat nur noch jemanden wegrennen sehen", bedauert Kaplan.
"Bei Blitzeinbrüchen haben wir kaum Chancen, die Täter zu kriegen", weiß Polizeisprecher Dietmar Greger. Es handele sich jedenfalls nicht um "altbekannte Krefelder, sondern um Profis, die sicher längst über die Grenze sind." Nach Holland zum Beispiel: Das Tatfahrzeug hatte niederländische Kennzeichen. Die DNA-Untersuchung dauert an.