Theaterplatz: Die Toiletten sind da
Am Donnerstag wurden die Anlagen aufgestellt. Kritik kommt aus den Kulturinstituten.
Krefeld. Wenige Meter vom Eingang der Mediothek entfernt führt eine Treppe in die Tiefe. Bei der Drogenszene ist sie beliebt. Hier setzen sich Junkies ihre Spritzen, torkeln dann ins Freie. Lautstarken Streit und Schlägereien gibt es häufig, es wird offen gedealt. „Mit einer Kamera könnte man jeden Tag zehn gerichtsverwertbare Fotos schießen“, sagt ein Anwohner. „Offene Rechtsbrüche sind Alltag.“
Das allein ist nicht ungewöhnlich: Eine Drogenszene gibt es in jeder Großstadt. In Krefeld allerdings hat sie sich an einem Platz angesiedelt, der im Herzen der Stadt liegt. Täglich gehen Familien mit Kindern in die Mediothek, Besucher des Theaters kaufen Karten, nachts nach den Vorstellungen müssen sie zurück zu ihren Autos. Viele haben dabei ein mulmiges Gefühl.
Dennoch sehen Polizei und Stadt den Platz als geeigneten Standort für die Szene. Nach monatelangen Debatten wurde dort am Donnerstag eine mobile Toilettenanlage aufgestellt, keine zehn Meter vom Theater entfernt. Sie soll hygienische Bedingungen schaffen — allerdings schafft sie nebenbei auch Fakten: „Damit ist der Platz dauerhaft als Standort der Szene gesetzt“, befürchtet Heinrich Rungelrath, Vorsitzender der Theaterfreunde. „Doch er ist dafür vollkommen ungeeignet.“
Helke Bommers, Vorsitzende der Freunde und Förderer der Mediothek, sieht das ähnlich: „Die Szene auf dem Theaterplatz ist ein Unding“, sagt sie. „Mediothek, Theater und Seidenweberhaus bilden dort das kulturelle Zentrum der Stadt. Es passt nicht, an gleicher Stelle die Szene anzusiedeln.“
Zumal Rungelrath, hauptberuflich Richter am Landgericht, die Risiken anders einschätzt als die Polizei: „Die Szene wird größer, sie wird jünger, und sie wird gewaltbereiter.“ Auch Bommers beobachtet eine zunehmende Kriminalisierung: „In der Mediothek geht ohne Wachpersonal gar nichts.“ Dort finden die Junkies nicht nur saubere Toiletten, sondern auch potenzielle Hehlerware.
Zwar sehen Bommers und Rungelrath die Probleme, einen alternativen Standort zu finden — dennoch halten sie eine Verlagerung für unerlässlich. „Verwaltung, Polizei und soziale Dienste müssen das gemeinsam angehen“, fordert Rungelrath. Eine Toilette werde die Lage jedenfalls nicht verbessern: „Man kann das Thema nicht auf ein Klo reduzieren“, sagt Rungelrath. „Probleme wie dieses zu lösen, kostet Mühe, Zeit und vermutlich auch Geld.“