Tödliche Gefahr im Seitenspiegel

Zwei Menschen sterben vergangenes Jahr bei Unfällen, weil sie im Toten Winkel übersehen werden. Die Polizei spricht von einem enormen Risiko.

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Der Lastwagen auf dem Schulhof hat seine Wirkung nicht verfehlt. Das Interesse der 5. und 6. Klässler an dem Gefährt ist riesig. Die, die ihn am Schulzentrum Horkesgath abgestellt haben, freut das. Der Besuch der Polizei, die das große Fahrzeug mitgebracht hat, hat aber einen ernsten Hintergrund. „Wir sind hier, um die Schüler auf die Gefahren hinzuweisen, die durch den Toten Winkel entstehen“, sagt Holger Klein, Leiter der Verkehrsdirektion.

Vorne auf der Sitzbank des Lkw, wird deutlich, was der Polizist meint. In kleinen Gruppen dürfen die Schüler auf einem der vorderen Sitze Platz nehmen und einen Blick in den Seitenspiegel werfen. Zu sehen gibt’s darin viel, aber bei weitem nicht alles. „Und das ist die große Gefahr. Jeder Spiegel besitzt einen toten Winkel, der gerade Abbiegevorgänge für andere, nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer so gefährlich macht“. Das Tragische: Übersehen sich Lkw-Fahrer und Radfahrer oder Fußgänger, enden diese Unfälle oftmals mit schweren bis tödlichen Verletzungen.

Zwei Menschen starben im vergangenen Jahr in Krefeld, weil sie im Spiegel von Lkw-Fahrern nicht gesehen wurden. Die Unfälle ereigneten sich an der Gladbacher und Oberbenrader Straße. „Insgesamt gab es in 2017 108 Unfälle, die auf den Toten Winkel zurückzuführen sind“, berichtet Klein. Jeweils viermal krachte es dabei an den Kreuzungen St. Anton Straße/Bleichpfad und Uerdinger Straße/Roonstraße. Es blieb in diesen Fällen bei leichten bis schweren Verletzungen.

Um den gefährlichen Situationen entgegenzusteuern, ist der Tote Winkel im Rahmen der polizeilichen Verkehrserziehung bereits ab der 4. Klasse bei der Vorbereitung auf die Radfahrprüfung Thema. Weil die Sicht aus dem Führerhaus oftmals trotz Zusatzspiegeln eingeschränkt ist, lautet der Tipp der Polizei ganz klar: Stehen bleiben. „Wenn man sich unsicher ist, ob der Lkw abbiegt oder nicht, raten wir, die Vorfahrt gewähren zu lassen und stehen zu bleiben“, so Klein.

Generell würde gelten, je länger der Lkw ist, desto schlechter einsehbar sind die Bereiche links und rechts des Fahrzeugs — und umso gefährlicher ist die Situation. „Besonders gefährdet sind natürlich Kinder, die oftmals aufgrund ihrer geringeren Körpergröße noch schwerer zu sehen sind.“ Auch dunkle Kleidung würde es dem Fahrer gerade in den Wintermonaten unheimlich schwer machen, Radfahrer oder Fußgänger wahrzunehmen.

Um das Unfallrisiko noch mal zu verdeutlichen, hat die Polizei in diesem Jahr zusätzlich zu den Infoveranstaltungen an den Schulen einen Video-Clip ins Internet gestellt,

In dem 33-Sekunden-Spot wartet Marie auf ihrem Fahrrad hinter einem Transporter und sagt: „Ich wusste nicht, dass ein Lkw-Fahrer mich nicht immer sehen kann.“ Als die Ampel auf grün springt, lässt die junge Radfahrerin den großen Wagen vorfahren und steigt erst dann auf ihr Rad, als der Lkw sich bereits in Bewegung gesetzt hat.

Den Clip gibt es im Internet zu sehen unter:

krefeld.polizei.nrw