Krefeld Trockennudeln: Schüler lieben den Trend aus der Tüte

Kindern und Jugendlichen schwören auf Tütensuppen aus Asien. Ernährungsexperten warnen vor Glutamat — und vor Panikmache. Die WZ hat sich in Krefeld umgehört.

Jan Neetix kennt den Snack aus seiner Schulzeit — und hat die Trockennudeln aus der Tüte für uns probiert.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Sie heißen Magic Asia, Yum Yum oder Thai Chef — und bei vielen Kids sind sie längst Kult: asiatische Tütennudelsuppen. Anstatt sie mit heißem Wasser aufzugießen, zerbröseln Schüler aus Berlin oder Köln die Trockennudeln einfach in der Tüte, um sich dann das Pulver als schnellen Snack für zwischendurch in den Mund zu kippen.

Mit 30, 40, 50 Cent pro Tüte aus dem Kiosk, Super- oder Asiamarkt sind die Trockennudeln günstiger als eine Packung Chips — aber offenbar nicht weniger lecker. Die WZ fragt, sind die Tüten auch auf Krefelds Schulhöfen Trend?

Stichprobe am Ricarda-Huch-Gymnasium: Auf einer Bank vor der Schule treffen wir Lukas und Marco. Statt einer Packung mit Trockennudeln haben sie eine Flasche Wasser in der Hand. Yum Yum? Klar, habe er selbst schon probiert, sagt der 17-jährige Marco. „Das ist so ein Snack, den man ab und an mal gekauft hat.“ Von einem Trend will er heute nichts wissen. „Das war vor ein paar Jahren beliebt, vor allem bei den jüngeren Schülern.“ Lukas verzieht bei der Erinnerung an die Trockennudeln aus der Tüte das Gesicht: „Die habe ich einmal probiert, danach nie wieder“, sagt der 16-Jährige. Doch mit dieser Meinung ist er offenbar ein Einzelfall.

Auf der Moerser Straße, wenige Meter von der Schule entfernt, liegt Marzia und Akart Mohammed Nouris Kiosk. In der Mittagszeit ist hier Hochbetrieb. Nach Schulschluss um kurz nach eins haben die Schüler Hunger — auf Weingummi, Eis und eben auf Tütennudelsuppe. Im Kioskregal stapeln sich die Packungen mit Hühnchen-Geschmack. „Wir verkaufen vier Geschmacksrichtungen“, sagt Marzia Nouri entschuldigend. „Ich warte gerade auf die neue Lieferung. Die Leute fragen schon nach.“

Ein oder zwei Kartons — zwischen 30 und 60 kleine Packungen der zum Block gepressten Trockennudeln — verkaufen sie und ihr Mann in der Woche, an Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Auch bei jungen Leuten, die nachts nach dem Feiern an ihrem Kiosk vorbei kommen, seien Yum Yum und Co. ein beliebter Snack. „Mein Sohn isst die Nudeln auch. Er sagt, sie schmecken wie Chips“, erzählt Marzia Nouri, die sich die Asia-Nudeln selbst lieber mit heißem Wasser aufgießt.

„Yum Yum ist lecker“, findet auch der 14-jährige Ilyan, der nach Schulschluss auf dem Weg zum Bus an dem Kiosk an der Moerser Straße vorbeikommt. Auf die Idee, die Trockennudeln, wie auf der Packung angegeben, als Suppe zu essen, ist der Schüler noch nicht gekommen. „Ich esse das Pulver, da ist auch noch eine Soße dabei“, erzählt er und seine Schulkameraden nicken zustimmend. „Klar, kennen wir Yum Yum“, sagt auch der Knirps, der sich über die Kühltruhe in Nouris Büdchen beugt. Bei den Temperaturen ist aber eher Wassereis angesagt. Außerdem: „Das Pulver ist ja auch nicht gesund . . .“

Ernährungswissenschaftlern stoßen unter den gut 30 Zutaten vom Kaffeeweißer bis zum Hühnchenaroma die Geschmacksverstärker auf, darunter das wissenschaftlich umstrittene Natrium-Glutamat. Sie warnen, dass das Geschmacksempfinden durch den häufigen Verzehr salziger Lebensmittel und Geschmacksverstärker leiden könne.

Prof. Dr. Sabine Ellinger, Ernährungswissenschaftlerin an der Hochschule Niederrhein, erklärt: „Natriumglutamat macht Lust auf mehr, es fördert den Appetit.“ Entgegen Annahmen, dass damit eine Gewichtszunahme begünstigt werde, könne es auch die Sättigung fördern. „Wissenschaftlich gesehen ist vieles noch unklar und die Ergebnisse von Studien teilweise kontrovers.“ Ellinger sieht wegen des Tütennudel-Trends aber keinen Grund zur Panik und betont: „Der Mensch hält vieles aus.“ Ob Trockennudeln oder Bio-Lasagne: „Eine einseitige Ernährung ist nie förderlich für die Gesundheit.“