Uni im Internet: Informatik im virtuellen Raum studieren

Institut für Berufliche Bildung Deutschlands bietet Studiengang im Internet an. Zehn bis 20 Interessenten gibt es allein in Krefeld. Projekt ist anerkannt.

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Krefeld. Der Campus ist nahezu komplett. Es gibt einen Hörsaal, eine Bibliothek und eine Mediathek. Nur eine Mensa fehlt aus verständlichen Gründen. Die Rede ist von „Deutschlands erstem Online-Präsenzstudiengang für Informatik“.

Dabei findet alles in einem virtuellen Raum statt. Die Studenten sitzen — theoretisch weltweit — an ihren Rechnern. Einzige Voraussetzung ist ein halbwegs schneller Internetzugang. „Software Engineering & Information Security“ (kurz SEIS) heißt das Angebot des Instituts für Berufliche Bildung (IBB), das auch in Krefeld, am Deutschen Ring, einen Standort hat.

Es handelt sich um einen Bachelorstudiengang im Fachbereich Informatik. Umgesetzt wird er gemeinsam mit der Vitruvius Hochschule Leipzig, an der sich die künftigen Informatiker auch einschreiben müssen. Im Frühjahr wurde das Projekt staatlich anerkannt. Zum kommenden Wintersemester soll es losgehen. Nach Angaben der Verantwortlichen gibt es derzeit „zehn bis 20 Interessenten aus dem Raum Krefeld“.

„Im Unterschied zum traditionellen Fernstudium und zu herkömmlichen Online-Studiengängen stehen Dozenten und Studierende im regen persönlichen Austausch miteinander — in Echtzeit“, heißt es in einer Pressemitteilung des IBB. „Online-Präsenzstudiengang bedeutet, dass die Veranstaltungen live in einem virtuellen Hörsaal zu festen Vorlesungszeiten durchgeführt werden“, erklärt Moritz Böök, Mitarbeiter des Bildungsunternehmens mit Sitz in Buxtehude bei Hamburg.

Ob akustisch, per Chat oder Webcam — verschiedene technische Möglichkeiten stehen bereit. Die virtuelle Plattform soll es den Studierenden auch ermöglichen, im Team miteinander an realen Projekten zu arbeiten. „Das gesamte Studium läuft so ab“, sagt Böök.

Wirklich das gesamte Studium? Fast. Denn Prüfungen und Klausuren finden auch „im echten Leben“ an einem der 60 IBB-Standorte statt. „Es gibt noch Klausuren mit Stift und Papier“, gibt Böök zu. Es gebe aber auch Prüfungen am Computer. Eine spezielle Software soll dann dafür sorgen, dass nicht geschummelt wird. Sie blockiert beispielsweise Suchmaschinen, damit die Studenten nicht einfach die Lösungen aus dem weltweiten Web kopieren.

Das IBB entwickelte nach eigenen Angaben bereits vor zehn Jahren Unterricht in virtuellen Klassenräumen für zahlreiche Umschulungs- und Fortbildungsmaßnahmen „und war damit der erste Bildungsanbieter, der erfolgreich den Schritt in die Digitalisierung des Lernens gegangen ist“.

Das neue Angebot wird als „Informatikstudium der Zukunft“ beworben. Der IBB-Mitarbeiter glaubt, dass auch andere Studiengänge bald so ablaufen könnten: „Man hat die volle Flexibilität.“ Die technischen Hürden seien nicht besonders hoch. Das habe man auch als Nicht-IT-Experte in „einer halben Stunde raus“.

Bleibt die Frage nach den Kosten. Die Vitruvius Hochschule ist eine staatlich anerkannte Hochschule in privater Trägerschaft. Nach Angaben von Böök sind für ein Vollzeitstudium rund 500 Euro fällig, für das Lernen in Teilzeit 375 Euro — jeweils pro Monat. Gerade für junge Menschen ist das eine stattliche Summe. „Es sollte nicht daran scheitern, dass jemand das Geld nicht aufbringen kann“, betont Böök und verweist auf einschlägige Fördermöglichkeiten.