Unterwegs mit der Polizei: Aggressive Stimmung in der Nacht

Nächtliche Übergriffe in der Innenstadt haben an den Wochenenden zugenommen. Die WZ hat die Polizei deshalb dort bei ihren Einsätzen begleitet.

Krefeld. Eigentlich will Wolfgang Lindner um kurz vor drei in dieser lauwarmen Nacht in der Wache nur schnell einen Kaffee trinken. „Bevor es gleich losgeht.“ Doch es ist zu spät — es geht bereits los: „Schlägerei in der Königsburg“, schallt es aus dem Funkgerät seines Streifenwagens.

„Oh, das ist aber früh diesmal“, sagt der Leiter der Polizeiwache an der Hansastraße und legt den Rückwärtsgang ein. Kollegen schnellen bereits mit Blaulicht an ihm vorbei. An den Wochenenden geht es in der Innenstadt regelmäßig rund. In den vergangenen Monaten gab es mehrere brutale Übergriffe, sorgenvoll fragen Politiker, wo das hinführen mag.

Üblicherweise gilt: Je später die Nacht, desto aggressiver die Stimmung — bis die Diskotheken in der City schließen. An diesem Samstagmorgen fliegen die Fäuste schon früh. Polizeibeamte haben die Situation im Eingangsbereich der Königsburg beruhigt, sprechen mit den Beteiligten. Kollegen sichern den Bereich drum herum ab.

Nicht ohne Grund: Oft solidarisieren sich Umstehende mit dem Übeltäter und greifen die Beamten an. Und auch diesmal lässt das nicht lange auf sich warten. Ein Unbeteiligter beginnt, die Polizisten zu beschimpfen. Der Aufforderung, sich zurückzuhalten, ignoriert er. Als er aggressiv auf die Beamten zukommt, wird er festgenommen und abgeführt.

Die Nacht „darf“ er in Polizeigewahrsam verbringen. Die Streifenwagen mit den Streithähnen an Bord sind gerade abgefahren und Zeugen werden vor der Königsburg befragt, als atemlos zwei junge Männer auf Wolfgang Lindner zurennen: „Hilfe, Polizei! Der will uns schlagen.“ Sie deuten auf einen ebenfalls recht jungen Mann, der auf sie zugerannt kommt.

Lindner und ein Kollege stoppen ihn, denn er hat es offensichtlich auf die beiden anderen abgesehen. Er will sie fort schubsen, doch die Polizisten halten ihn fest. Mit viel Kraft versucht er, sich aus den Griffen zu befreien. Dabei schlägt er Lindner gegen die Brille, zerreißt dessen Diensthemd und verletzt ihn an der Hand. Es dauert einige Minuten, bis er sich beruhigt hat — trotzdem ist ihm aufgrund seiner starken Alkoholisierung ein Aufenthalt in der Zelle an der Hansastraße sicher. Immer mehr Königsburg-Besucher strömen nach draußen.

Einige haben Verletzungen im Gesicht. „Der Türsteher hat mich einfach geschlagen“, behauptet ein Mann mit aufgeplatzter Unterlippe. „Mich auch“, ruft ein anderer. „Und der hat gesagt, ich hätte andere geschubst und mich deshalb rausgeschmissen. Hab’ ich aber gar nicht.“ Zellen auf der Polizeiwache sind komplett belegt Derweil wird der Angreifer mit Handschellen auf dem Rücken abgeführt. „Ich mache nichts“, sagt er jetzt immer wieder.

Auf der Hansawache wartet trotzdem schon eine Ärztin, die ihm eine Blutprobe abnimmt. Denn er hat eine Straftat begangen — Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte. Die Medizinerin hat reichlich, denn mittlerweile sind alle sechs Zellen des Polizeigewahrsams belegt. Gerade noch haben Beamte einen Mann aus dem Magnapop mitgebracht, nachdem er dort randaliert hatte. Sein starrer Blick lässt darauf schließen, dass er unter Drogen steht. Um sich nicht selbst verletzen zu können, muss er vorsorglich sämtlichen Körperschmuck ablegen — und davon hat der Mann reichlich.

Der wehrt sich, muss von drei Polizisten gebändigt werden. In der Nachbarzelle schlägt ein Mann rhythmisch seinen Kopf gegen die Metalltür — in dieser Nacht geht es hoch her im Gewahrsam. Zwar muss später noch ein weiterer Schläger von der Königsburg abgeholt werden — doch sei dies noch eine vergleichsweise ruhige Nacht in der Innenstadt, sagt Lindner. Rund um die Innenstadt-Diskotheken zeigt die Polizei in den frühen Morgenstunden deshalb starke Präsenz, beobachtet die jungen Leute: „So können wir weitere Straftaten verhindern.“