Verkauft Krefeld sein Tafelsilber?
Stadtwerke, Wohnstätte oder RWE-Aktien: An Vermögen zur Etatsanierung mangelt es nicht.
Krefeld. Krefeld braucht Geld. Wenn sich nichts ändert, häuft die Stadt bis 2018 jedes Jahr etwa 50 Millionen Euro neue Schulden an, um den Etat auszugleichen. Anfang nächster Woche denkt die Verwaltungsspitze während einer zweitägigen Klausurtagung über Lösungen nach. Die Vorgabe: Einnahmen erhöhen, Ausgaben reduzieren. Eine Idee: der Verkauf von Tafelsilber.
Unvermögend ist Krefeld nicht. Als Perle gelten vor allem die Stadtwerke (SWK), die sich zu 100 Prozent in städtischem Eigentum befinden (siehe Grafik). Geschätzter Wert: rund 500 Millionen Euro. Interessenten dürfte es auch für die Wohnstätte geben, die mehr als 9000 Wohnungen ihr Eigen nennt. Das Unternehmen könnte bei einem Verkauf gut 150 Millionen Euro bringen.
Noch leichter als die Beteiligungen ließen sich die RWE-Aktien zu Geld machen: Die SWK verfügen über 517 305 Anteile, deren Verkauf derzeit 13,7 Millionen Euro brächte. Weitere 25 850 RWE-Aktien liegen bei der Hafengesellschaft. Aktueller Marktwert: 687 610 Euro.
Sollte sich Krefeld zur Sanierung des Haushalts von SWK-Anteilen trennen, hätte das allerdings auch Nachteile. 2012 erhielt der Kämmerer von der Stadttochter 29,2 Millionen Euro (Gewinn und Abgaben). Diese jährliche Ausschüttung würde den Anteilen entsprechend sinken.
Bei der Wohnstätte wäre es genauso. Das Unternehmen überwies für 2012 an die Stadtkasse 3,16 Millionen Euro. Für 2013 beträgt die Dividende 3,18 Millionen Euro.
Firmenchef Thomas Siegert warnt vor einem Verkauf: „Wir investieren in die Substanz unserer Immobilien. Private Eigentümer haben vor allem die Rendite im Blick.“ Er verweist zudem darauf, dass die Wohnstätte unwirtschaftliche Objekte abreißt und in Krefeld neue Wohnungen schafft. Dies sei bei privaten Eigentümern nicht unbedingt so.
Sollten Verwaltung und Politik sich gegen den Verkauf von Beteiligungen entscheiden, bleibt die Möglichkeit, von den städtischen Töchtern höhere Beiträge zu erwarten. Im Fokus stehen weniger SWK und Wohnstätte, sondern die Sparkasse. Krefeld gehört knapp die Hälfte des Instituts. Obwohl die Sparkasse regelmäßig gutes Geld verdient und über Rücklagen in Höhe von 430,3 Millionen Euro verfügt, blieben Zahlungen an die Stadtkasse bislang aus.
Vor zwei Jahren scheiterte Krefelds Versuch, von der Sparkasse zwei Millionen Euro zu bekommen. Die Aktion war mit dem anderen großen Anteilseignern, dem Kreis Viersen, offensichtlich nur unzureichend abgestimmt. Allerdings wächst in der Politik die Bereitschaft, die Sparkasse angesichts des Nothaushalts stärker in die Pflicht zu nehmen.