Vermisste: Verzweifelt gesucht
Alle zwölf Stunden geht bei der Polizei eine Anzeige wegen einer verschwundenen Person ein. Drei Prozent bleiben unauffindbar.
Krefeld. Es ist schon ein paar Jahre her, aber es ist ein Fall, der Dietmar Greger, Pressesprecher der Krefelder Polizei, im Gedächnis geblieben ist: Ein fünfjähriges Mädchen ging im Trubel der Feiernden während des Rosenmontagszuges verloren und wurde von den Eltern bei der Polizei als vermisst gemeldet. Trotz intensiver Suche: Das Mädchen blieb verschwunden. Bis es in einem Gebüsch gefunden wurde, missbraucht von einem Unbekannten.
Typisch ist dieser Vermisstenfall für Krefeld ganz und gar nicht: "Nur drei Prozent der vermisst gemeldeten Personen in Krefeld werden Opfer eines Verbrechens, hatten einen Unfall oder begehen Selbstmord", sagt Dietmar Greger. Die Vermisstensuche ist durch den Fall des verschwundenen Mirco aus Grefrath derzeit wieder im Fokus der Menschen. Die Polizei glaubt, dass der Zehnjährige einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.
Von den etwas mehr als 700 Vermisstenanzeigen - im Durchschnitt alle zwölf Stunden eine -, die pro Jahr bei der Polizei eingehen, tauchen 85 Prozent der Personen innerhalb der ersten drei Tage unversehrt wieder auf. Bei zwölf Prozent der Verschwundenen dauert das Auffinden etwas länger, weil beispielsweise ein Unfall passiert ist und die Angehörigen noch nicht benachrichtigt wurden.
"Zwei Drittel der vermisst Gemeldeten sind Kinder", sagt Dietmar Greger. Meist seien die Ursachen für das Verschwinden unproblematisch. Kinder, die beim Spielen die Zeit vergessen hätten. Oder die es versäumt haben, Bescheid zu geben, dass sie nach der Schule zu einem Freund gehen.
Greger rät Eltern dazu, keine Angst vor einem Fehlalarm zu haben: "Wer glaubt, sein Kind könnte verschwunden sein, sollte sofort die Polizei alarmieren."
Natürlich gebe es auch die Kinder und Jugendlichen, die von zu Hause wegliefen, weil sie die streitenden oder gewalttätigen Eltern nicht mehr ertragen können. Oder aber diejenigen, die aus einem Kinderheim weglaufen. Aber auch sie würden in der Regel gefunden.
Auch Erwachsene können bei der Polizei vermisst gemeldet werden - nicht erst nach einer Wartefrist von 24 bis 48 Stunden, wie sie manchmal üblich ist, sondern sofort. Und zwar dann, wenn begründete Vermutungen vorliegen, dass für die Person eine Gefahr besteht. Beispielsweise, weil sie von bestimmten Medikamenten abhängig ist.
"Aber natürlich gibt es auch die Erwachsenen, die verschwunden sein wollen", sagt Greger. Eine Vermisstenmeldung würde jedoch auf jeden Fall aufgenommen.
Nicht selten sind es Hinweise aus der Bevölkerung, die entscheidend bei der Suche weiterhelfen. Die Rücklaufquote sei in der Regel hoch, sagt Dietmar Greger.
Während die Polizei vor allem Medien für die Öffentlichkeitsfahndung nutzt, gibt es mittlerweile sogar ein Profil beim Internet-Netzwerk facebook, das helfen will, Verschwundene zu finden . Greger: "Alles, was bei der Suche hilft, ist gut." Informationen dazu unter: