Erinnerung an den Holocaust Versöhnung stand für ihn über allem

Der gebürtige jüdische Krefelder Rolf Gompertz wäre am heutigen Donnerstag 95 Jahre alt geworden. Doch wenige Tage zuvor, am 19. Dezember, ist er in seiner Heimat Los Angeles gestorben. Dort lebte er zuletzt mit seiner Frau Carol in einem Seniorenheim in Ventura.

Rolf Gompertz (r.) mit seiner Ehefrau Carol (l.) bei einem Besuch der befreundeten Krefelderin Bettina Furchheim (M.) 2017 in Los Angeles.

Foto: Ron Gompertz

Nach der Pogrom-Nacht 1938 und einem Überfall auf seine Familie konnte er als Elfjähriger mit ihnen fliehen und in die USA emigrieren. 1987 besuchte er gemeinsam mit 132 jüdischen ehemaligen Krefeldern auf Einladung des damaligen Oberbürgermeisters Dieter Pützhofen erstmals wieder Krefeld. Er kam danach noch zweimal in seine Geburtsstadt, erinnerte immer wieder in seinen Reden und Gesprächen an das düstere Kapitel deutscher wie auch Krefelder Geschichte. Um gleichzeitig zu erkennen und zu betonen: „Es gibt keine Alternative zur Versöhnung.“

Anderthalb Jahre nach seinem ersten Besuch (1989) war er erneut in Krefeld, um als Redner an die „Reichskristallnacht“ 51 Jahre zuvor zu erinnern. Für wen sollte er sprechen? Für die sechs Millionen ermordeten Juden im Holocaust? „Ich habe nicht das Recht, für sie zu sprechen“, sagte Rolf Gompertz rückblickend in einer Rede, die er später noch mehrmals im Simon Wiesenthal Center/Museum of Tolerance Presentation in Los Angeles hielt. In der Vorbereitung auf seine Rede in Krefeld kam die Frage in ihm hoch, „was wäre gewesen, wenn ich nicht als deutscher Jude, sondern als Deutscher Christ geboren worden wäre . . . , wie hätte ich mich verhalten?“. Und er kam zu „einem erschreckenden, demütigen Schluss: Ich weiß nicht, wie ich gehandelt hätte.“ Und damit überwand er den Hass auf die Deutschen, ohne aufzuhören, an die Zeit und deren Verbrechen zu erinnern. Ob in seinen zahlreichen Reden, im Austausch mit Schülern des Berufskollegs Uerdingen oder in seinen Büchern. Sein Sohn Ron, eines seiner drei Kinder, will das Vermächtnis seines Vaters weiterführen.