Unterkunft Philadelphiastraße Vorwürfe gegen die Stadt nach Tod eines Obdachlosen
Horst Renner vom Verein "Nothilfe Mensch" kritisiert die Stadt scharf. Geschultes Personal hätte den Tod des 86-Jährigen verhindern können, meint er.
Krefeld. Wie berichtet, verweste die Leiche eines 86 Jahre alten Obdachlosen tagelang in der städtischen Unterkunft an der Philadelphiastraße. Die meisten Obdachlosen in dem Haus leben zurückgezogen und verweigern Hilfe, erklärte Stadtsprecherin Angelika Peters der WZ auf Nachfrage: „Man kann ihnen nichts aufzwingen oder gar in ihre Zimmer vordringen. Sie haben ein Recht, ihr eigenes Leben zu führen.“
Diese Haltung macht der Verein Nothilfe Mensch, der sich selbst um Obdachlose kümmert, der Stadt zum Vorwurf. Vorstandsmitglied Horst Renner hat sich nach Bekanntwerden des Falls und auf Bitten der Bewohner der Einrichtung vor Ort umgesehen und ist schockiert.
Die Stadtsprecherin hatte erklärt, dass der strenge Verwesungsgeruch dort nicht aufgefallen sei, weil es auf dem Flur ständig unangenehm rieche. Das kann Horst Renner bestätigen. „Wir haben katastrophale Zustände vorgefunden“, sagt er. „Die Menschen dort sind alt, die meisten über 70 Jahre, sie sind krank und hilfsbedürftig. Viele können gar nicht mehr für sich sorgen, werden aber sich selbst überlassen.“
Obdachlose seien aufgrund schlechter Erfahrungen zwar manchmal ruppig, dass sei jedoch kein Grund, sie immer weiter verwahrlosen zu lassen. Einen Sozialarbeiter, der laut Peters für die Einrichtung zuständig sei, habe er nicht angetroffen. Die Flure und die Zimmer seien völlig verdreckt und vermüllt. In der Gemeinschaftsküche stehen sehr alte Geräte, die eine Brandgefahr darstellen, so Renner. Und auch das Gebäude sei stark sanierungsbedürftig. „Unzumutbar“, sagt er.
Renner fordert deswegen eine ständige Betreuung der Unterkunft. „Geschultes Personal kann durchaus dafür sorgen, dass es besser aussieht“, sagt er. „Die Menschen wünschen sich Hilfe, das haben sie mir selbst gesagt.“ Dafür müsse ein Sozialdienst rund um die Uhr vor Ort sein „Das hätte den Tod des 86-Jährigen verhindert“, glaubt er.