Warnstreiks in Krefeld legen Busse und Bahnen lahm
Bei vielen Arbeitnehmern dürfte der Wecker am Dienstag früher als gewöhnlich klingeln: Auch in Krefeld fahren wegen Warnstreiks kaum Busse. Straßenbahnen entfallen komplett. Fahrgäste werden auf Auto, Zug oder Fahrrad umsteigen. Außerdem bleiben viele Kitas geschlossen.
Krefeld. (Red/dpa) Vom Verdi-Warnstreik sind heute vor allem Busse und Bahnen der SWK-Mobil betroffen. Alle Straßenbahnen werden durch Busse ersetzt. Dabei soll die Taktung weitgehend bleiben. Bei der 042 entfallen die Haltestellen Werner-Voß-, Magdeburgerund Neukirchener Straße, bei der 044 Budde-und Glindholzstraße.
Bei den Bussen kommt es zu erheblichen Behinderungen. Komplett entfallen die Linien 046, 047, 051, 052, 054, 057, 058, 059, 060, 061, 068, 069 und 927. Linie 045 in Hüls fährt voraussichtlich. Bei der Sparkasse ist der Betrieb gewährleistet. Nach bisherigem Kenntnisstand wird kein Kindergarten in Krefeld und Tönisvorst geschlossen — Verdi spricht von eingeschränkter Betreuung. Keine Mülltonne soll stehenbleiben.
Eltern können entscheiden, ob ihr Kind zur Schule gehen soll; gegebenenfalls sind Entschuldigungen nachzureichen. Laut Verdi bleiben viele Sportstätten abends geschlossen.
Millionen Fahrgäste von Bussen und Straßenbahnen in Nordrhein-Westfalen müssen am Dienstag wegen umfangreicher Warnstreiks auf andere Verkehrsmittel ausweichen. Die Gewerkschaft Verdi hat landesweit mehr als 45 000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.
Allein im öffentlichen Nahverkehr sollen sich mehr als 10 000 Beschäftigte beteiligen, teilte Verdi NRW am Montag mit. Die Aktionen sollen Druck in den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen erzeugen. „Auf zarte Hinweise reagiert die Arbeitgeberseite heutzutage leider gar nicht mehr, deshalb müssen wir gleich deutlich werden“, erklärte ein Sprecher der Gewerkschaft in Düsseldorf.
Der öffentliche Nahverkehr in den Ballungsräumen an Rhein und Ruhr wird nach Einschätzung von Verdi am Dienstag in weiten Teilen ganztägig zum Erliegen kommen oder zumindest stark eingeschränkt sein. Betroffen sind der Ankündigung zufolge die Räume Bochum-Herne, Dortmund, Duisburg- Niederrhein, Düsseldorf, Gelsenkirchen, Essen, Hamm, Unna, Köln, Krefeld, Mönchengladbach, Mülheim, Oberhausen, Bonn, Leverkusen, Remscheid, Solingen, Hagen, Märkischer Kreis und Wuppertal.
Gestreikt wird auch in Bielefeld, Paderborn, Siegen und Olpe. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) schätzt, das über vier Millionen Fahrgäste in NRW von den Warnstreiks betroffen sein werden. Die Polizei erwartet ein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf den Straßen. Die Düsseldorfer Rheinbahn geht beispielsweise davon aus, dass sie am Dienstag 24 Stunden lang bestreikt wird und alle U-Bahnen, Straßenbahnen und Buslinien des Unternehmens nicht fahren können.
Betroffen sein dürfte das gesamte Rheinbahn-Streckennetz in Düsseldorf, im Kreis Mettmann, in Meerbusch und die Verbindungen nach Duisburg, Krefeld, Neuss und Ratingen. Mehr als 300 Schienenfahrzeuge und mehr als 400 Busse der Rheinbahn bringen normalerweie täglich über 710 000 Fahrgäste an ihr Ziel.
Die Kölner Verkehrsbetriebe haben nach eigenen Angaben normalerweise mehr als 800 000 Fahrgäste am Tag. Vor besondere Herausforderungen stehen Familien mit kleinen Kindern: Nach Angaben von Verdi bleiben vielerorts kommunale Kindertagesstätten geschlossen. Die Gewerkschaft erklärte, dass Eltern aber im Vorfeld informiert wurden. Etliche Kommunen haben sich auf diesen Fall vorbereitet.
So wurden in Mülheim nach Angaben der Stadt Notgruppen für die Kinderbetreuung eingerichtet, die aber nicht unbedingt in der angestammten Kita sein müssen. Außerdem werden am Dienstag laut Verdi Mitarbeiter der Müllabfuhr die Arbeit nieder legen. Die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) gehen davon aus, dass der Warnstreik voll durchschlagen wird. „Müllabfuhr, Straßenreinigung, Hotline, Containerdienst, Recyclinghöfe, Sperrmüll - alles ruht und bleibt liegen“, hieß es in einer Mitteilung.
Die Gewerkschaft hat zudem Mitarbeiter von Jobcentern sowie das Personal in vielen Kliniken zu Warnstreiks aufgerufen. Sparkassen und Dienstleister in Stadtverwaltungen seien am Dienstag nur teilweise erreichbar. Auch in den Theatern in Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Essen und Wuppertal gebe es Arbeitsniederlegungen, zählte Verdi auf. Arbeitnehmer sind laut Essener Unternehmensverband EUV auch bei Nahverkehrsstreiks verpflichtet, pünktlich am Arbeitsplatz zu erscheinen.
„Das sogenannte "Wegerisiko" liegt beim Arbeitnehmer“, erklärte Hauptgeschäftsführer Ulrich Kanders am Montag. Die Streiks seien lange genug im Voraus angekündigt worden, so dass sich jeder darauf für den Weg zur Arbeit oder bei der Kinderbetreuung einstellen könne. Dennoch hätten die meisten Arbeitgeber wohl Verständnis, wenn ein Mitarbeiter sich deswegen etwas verspäte. Mitarbeiter müssten über die Verspätung allerdings informieren. Erfahrungsgemäß ermöglichten Unternehmen bei diesen besonderen Situationen Mitarbeitern, die Arbeitszeit flexibler zu gestalten, ausgefallene Zeiten nachzuarbeiten oder kurzfristig Urlaub zu nehmen.
Die erste Runde der Tarifverhandlungen für die rund 2,1 Millionen Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen war am Donnerstag in Potsdam ohne Ergebnis geblieben. Die Gewerkschaften fordern eine pauschale Anhebung der Gehälter um 100 Euro sowie einen weiteren Lohnzuwachs von 3,5 Prozent. D
ie Arbeitgeber hatten kein Angebot vorgelegt. Die Verhandlungen sollen am kommenden Donnerstag und Freitag fortgesetzt werden. Der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen („Straßen.NRW“) will bei möglichen weiteren Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr in den kommenden Wochen prüfen, ob Tagesbaustellen verschoben werden können.