Wirtschaft 900 neue Arbeitsplätze für den Krefelder Rheinhafen

Vier neue Firmen im Rheinhafen. Alle großflächigen Grundstücke sind vermietet.

Gute Nachrichten für den Rheinhafen.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Die Top-Meldung für Krefeld vorweg: Im Rheinhafen entstehen durch die Ansiedlung von vier Firmen 900 Arbeitsplätze. Gestern avisierte Projektleiter Martin Lentz von der Schweizer VGG Handels AG den mittelfristigen Umzug der deutschen Verwaltung aus Kaarst mit rund 150 Mitarbeitern. In das im Juli eröffnete Großlager am südlichen Wendebecken des Hafens sind bereits 50 Beschäftigte aus dem Lager- und Logistikbereich eingezogen.

Darüber hinaus verkündete Lentz, dass eine große Handelskette, deren Namen er noch nicht preisgab, drei der VGG-Hallen gemietet habe und kurzfristig einziehen möchte. 350 komplett neue Jobs aller Art, also auch hochwertige für die Verwaltung, sollen dort entstehen. Auch beim Nachbarn ein Stück weiter, der Handelskette Bauhaus, herrscht rege Bautätigkeit. Dort sind bald 300 Arbeitsplätze zu erwarten. Der Sperrholz-Importeur Brockmann-Holz hatte sich schon im letzten Jahr mit 50 Mitarbeitern an der Bataverstraße angesiedelt. Macht in Summe 900 weitere Arbeitsplätze für Krefeld, womit die Gesamtzahl an vom Hafen abhängigen Arbeitsplätzen auf geschätzte 23 000 ansteigen sollte.

Doch so positiv die Nachrichten sind, der Hafen stößt langsam an seine Grenzen. Elisabeth Lehnen und Sascha Odermatt, die Geschäftsführer der Rheinhafengesellschaft, bekunden im Gespräch mit der WZ, keine Grundstücke von mehr als 30 000 Quadratmeter Fläche anbieten zu können. Die letzte Großfläche mit 100 000 Quadratmetern ging an Bauhaus. Damit sei eine weitere exorbitante flächenmäßige Expansion von Firmen ausgeschlossen. Rund um das Hafenbecken gebe es nur noch einige wenige, kleinere freie Flächen. Leider sperre sich bisher die Nachbargemeinde Meerbusch, die — wenn sie denn wolle — von der Hafenlage profitieren könnte.

Mit Eckart Preen, dem Geschäftsführer von Wirtschaftsförderung und Grundstücksgesellschaft, wolle man sich zusammensetzen und Entwicklungspläne schmieden. Erste Ideen sind mögliche Firmenansiedlungen in anderen Gewerbegebieten außerhalb des Hafens in Verbindung mit einem Shuttle-Service. Eine Alternative für Ansiedlungen könne das gemeinsam mit Meerbusch geplante Gewerbegebiet an der A44 sein. Oder trotz allen Wettbewerbs Kooperationen mit Nachbarhäfen wie Neuss-Düsseldorf, Duisburg oder Köln. Das VGG-Projekt habe man zum Beispiel nur durch eine gemeinsame erbbaurechtliche Grundstückslösung umsetzen können, versichern Lehnen und Odermatt. Das bestätigt auch Martin Lentz. „Wir suchen schon seit Jahren nach einem Standort am Rhein“, berichtet der Diplombetriebswirt. In Krefeld habe das Unternehmen die besten Voraussetzungen gefunden. „Wir wollten vor allem unsere bewährten Mitarbeiter ortsnah unterbringen“, sagt er.

Die sind aus den Lagern Dormagen, Düsseldorf, Neuss und Krefeld, die alle gemietet waren und inzwischen geschlossen wurden, an den neuen Standort am Wendebecken gewechselt. „Das Unternehmen hat einen Bus-Shuttle zwischen Dormagen und Neuss mit Krefeld eingerichtet“, berichtet Lagerleiter Oliver Spohr. Für die 50 Mitarbeiter aus der Region kein Problem. Sein Stellvertreter und Vorarbeiter Ceyhan Demirer, 40 Jahre alt und aus Willich, kommt mit dem Auto. „Ob ich nach Kaarst oder Krefeld fahre, ist für mich egal“, sagt er. Dafür gebe es in Krefeld optimale Arbeitsplätze.

Das Handelsunternehmen VGG nutzt im Hafen 46 000 Quadratmeter Fläche zum Umschlag sogenannter „Weißer Ware“ wie Kühlschränke, Waschmaschinen oder Wäschetrockner. „Durch die Zusammenführung unserer Lager sparen wir im Regionalverkehr pro Jahr eine halbe Million Kilometer. Gespart wird außerdem an Transportkosten, denn seit Juli werden alle Importe aus Asien, die 80 Prozent ausmachen, über Rotterdam und den Rhein per Binnenschiff im Krefelder Terminal KTC angeliefert. 3000 Container im Jahr per Schiff bedeuten eine Entlastung des Straßenverkehrs. Die übrige Ware kommt per Lkw. Von Krefeld aus wird sie weiter verteilt.

„Wir haben hier 30 Millionen Euro investiert — im Hinblick auf die Zukunft des Unternehmens und seine Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Lentz zur Strategie und nennt Parameter wie Lieferfähigkeit, Schnelligkeit und Arbeitsplatzsicherung als Richtgrößen.