Abfindung ist kein Lottogewinn

Der Leiter der Agentur für Arbeit berichtet über die Auswirkungen von Stellenabbau bei Großunternehmen.

Krefeld. Ausbildung und Weiterqualifizierung sind laut Ingo Zielonkowsky ein Garant, bei Verlust des Arbeitsplatzes in Krefeld wieder Arbeit zu bekommen. „Wenn auch mit weniger Entgelt“, räumte der Leiter der Agentur für Arbeit Krefeld in der Sitzung des Sozialausschusses ein.

Angesichts drohender Entlassungen in Krefelder Großunternehmen hatten die Grünen ihn gebeten, einen Überblick über die Lage auf dem regionalen Arbeitsmarkt zu geben.

„Derzeit sind bei uns 23 000 Arbeitslose gemeldet, 12 700 davon im Bezirk Krefeld“, sagt Zielonkoswky zu den neuesten Zahlen. Die haben sich im Vergleich zu den Vormonaten kaum verändert. Während in den Vorjahren die Arbeitslosigkeit leicht gesunken ist, sei das in diesem Jahr nicht zu erkennen. Auch der Herbstaufschwung sei kaum spürbar.

„Das hängt aber nicht mit dem Stellenabbau bei Großunternehmen zusammen“, sagt Zielonkowsky. Entlassungen würden sich erst verspätet in 2014 auswirken, zumal die Firmen mit Steuerungsinstrumenten wie Gründung einer Transfergesellschaft, Sozialplan und Vermittlung in andere Beschäftigungsverhältnisse vor der Kündigung sehr gut umgingen. Outokumpu hat bereits Stellen abgebaut, Voith will seine Produktion stilllegen. 213 Mitarbeiter werden allein dort ihre Stelle verlieren.

Trotz der Größenordnung zähle die Metallverarbeitung schon lange nicht mehr zu den beschäftigungsreichsten Branchen in Krefeld. Auf einer Skala von 1 - 15 steht laut Arbeitsagentur der Metallbereich nur noch an drittletzter Stelle. An erster und zweiter Stelle steht inzwischen der Großhandel und das Gesundheitswesen.

Auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz böten vor allem mittlere und kleine Unternehmen gute Chancen. Neben 80 großen Firmen (mit Mitarbeitern ab 2500), gibt es in Krefeld weitere rund 500 mittlere (zwischen 50 und 259 Mitarbeiter) und etwa 12 500 kleinere Firmen.

Das erkläre auch die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften bei der Agentur für Arbeit. „2011 und 2012 sind die Rekordjahre seit dem Jahrtausendwechsel gewesen“, so Zielonkowsky. In diesem Jahr sei die Nachfrage wieder gesunken. Dennoch hat die Agentur derzeit 2500 offene Stellen im Angebot. „Überwiegend für Fachkräfte, viele in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Handel.“

Der Arbeitsmarkt-Experte gibt Arbeitssuchenden einen konstruktiven Tipp: „Eine Abfindung ist kein Lottogewinn.“ Statt beispielsweise eine Summe von 100 000 Euro zur Erfüllung materieller Wünsche zu verwenden, sollte das Geld besser zur Sicherung der beruflichen Existenz genutzt werden.

Beispielsweise könnte bei einer neuen, geringer bezahlten Stelle 100 Monate lang eine Summe von 1000 Euro kompensiert werden. „Das verschafft acht Jahre lang Zeit, sich durch Weiterbildung auf die einstige Gehaltsstufe wieder hochzuarbeiten.“