Absatzzentrale: Krefeld verliert eine starke Marke

Der Umschlagplatz für Obst und Gemüse zieht mit knapp 200 Mitarbeitern nach Kempen.

Krefeld. Nach der guten Nachricht zum Neubau von Thyssen Steel im Hafen folgt die schlechte auf dem Fuß: Die Absatzzentrale Krefeld GmbH (AZ) wird ihren Sitz von der Kleinewefersstraße nach Kempen verlegen. Diesen Beschluss fasste der Aufsichtsrat am Donnerstagabend.

Damit verliert die Stadt nicht nur die Arbeitsplätze in der Größenordnung, die Thyssen schaffen will, sie verliert auch einen guten Steuerzahler und einen schönen Werbeeffekt, denn 102 Lkw der Erzeuger-Genossenschaft fahren täglich den Namen Krefeld mit ihrer frischen Obst- und Gemüsefracht durch ganz Europa.

Bis spätestens 2010 soll die neue Absatzzentrale auf einem 130 000 Quadratmeter großen Grundstück in der Nähe des Kempener Technologiezentrums entstehen, erläutert der Geschäftsführer Oliver Bremicker (36): "Etwas Vergleichbares hatte die Stadt Krefeld nicht zu bieten", sagt er und verweist auf die Nähe zu den Erzeugern und Abnehmern.

"Die Stadt Krefeld und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft haben intensiv mit der Geschäftsleitung der Absatzzentrale verhandelt", betont Oberbürgermeister Gregor Kathstede, der die Entscheidung zugunsten von Kempen "zutiefst bedauert". Man habe dem Unternehmen ein 120 000 Quadratmeter großes Grundstück im Bereich Fichtenhain angeboten, um den Expansionswünschen gerecht zu werden.

Dieses Bemühen wird von Bremicker durchaus anerkannt: "Krefeld hat sich sehr bemüht, darüber gibt es nichts Negatives zu sagen. Auch wir bedauern diesen Schritt nach fast 40 Jahren, aber wir müssen uns den Gegebenheiten anpassen."

Zu diesen Gegebenheiten, zähle, so der Geschäftsführer, dass immer mehr Obst- und Gemüsebauern in den Kreis Viersen abwandern. "Und unsere Kunden sitzen vorrangig im Osten, Norden und Westen Deutschlands." Deshalb sei die Lage an der A 40 günstiger als die an der A 44.

Im Kempener Gewerbegebiet Schauteshütte sei man über den Außenring schnell auf der A 40, ohne die Innenstadt zu berühren. Dies sei bei 350 bis 400 Lkw-Bewegungen pro Tag nicht unwichtig: "Logistisch ist Kempen top" - dies sei der Grund für die Entscheidung.

Historie Die Absatzzentrale besteht seit ihrer Fusion mit ihrem Pendant in Rheydt 1968 in Krefeld an der Kleinewefersstraße. Hervorgegangen war sie aus dem 1921 von Landwirten gegründeten Erzeuger-Großmarkt.

Zahlen In der Zentrale arbeiten 180 Mitarbeiter, 102 eigene Lkw sind unterwegs, etwa 1000 Tonnen Obst und Gemüse pro Tag werden umgeschlagen. Der Umsatz wird 2007 die 500-Millionen Euro-Grenze überschreiten.