August Oetker: Die Mischung macht den Erfolg
August Oetker bei der Gemeinschaft Junger Unternehmer.
Krefeld. Mit der Salami-Taktik ist es Tania Cosman gelungen, den Vertreter eines der größten Familienunternehmen Europas in den Oetker-Saal auf der Pferderennbahn zu locken. Der persönlich haftende Gesellschafter der Dr. August Oetker KG berichtete unter Schmunzeln, wie die Vorstandsvorsitzende der Gemeinschaft Junger Unternehmer ihn zum Gespräch mit dem Unternehmernachwuchs lockte und aus dem Gespräch dann ein Vortrag mit Diskussion wurde. Er sei aber gerne von Bielefeld nach Krefeld gekommen, weil seine Familie hier Wurzel habe.
Das Oetker-Imperium besteht keinesfalls nur aus dem Vertrieb von Nahrungsmittel wie der bekannten Tiefkühlpizza, dem Backpulver, Kuchen oder dem Pudding, den Kunden schon seit 115 Jahren zu schätzen wissen. Neben später hinzu gekommenen Marken wie Radeberger und Wodka Gorbatschow gibt es Geschäftsbereiche wie das Bankhaus Lampe, die Reedereigruppe Hamburg-Süd und die Chemische Fabrik Budenheim.
"Spötter nennen uns einen Gemischtwarenladen, aber mir gefällt dieser Begriff ganz gut", bekennt Oetker. Heute nenne man das Diversifizierung, und eben darin bestehe die erfolgreiche Strategie der Unternehmensgruppe. Allerdings kämen auch keine neuen Geschäftsfelder mehr hinzu.
"Die Interessen des Unternehmens haben Vorrang vor denen der Familie", gibt er den Jungunternehmern mit auf den Weg. Unternehmerische Entscheidungen bestünden zumeist aus Bauchgefühl und Kopfarbeit. Man müsse das Ganze sehen und stets berücksichtigen, dass es Menschen sind, die die Wirtschaft gestalten. Davon gibt es 24000 in der Gruppe.
Dennoch müssten die Kennziffern stimmen. Geschäftsbereiche, die ihre Ziele trotz eines "langen Atems" der Unternehmensgruppe verfehlen und dies nicht begründen können, müssten mit dem Verkauf rechnen. "Marktführerschaft ist Pflicht", gibt er als strengen Maßstab für alle Geschäftsfelder vor. Und wo Marktführerschaft nicht sinnvoll sei, sei die Kostenführerschaft das Ziel.
Gerade in der Schifffahrt habe das Unternehmen die Krise gespürt. Da habe er schon gezuckt, als Mitarbeiter gesagt hätten, sie bräuchten ein neues Schiff für 80 Millionen Euro - und davon sechs Stück. Aber schließlich erziele die Gruppe mit diesem Geschäft 2,4 von insgesamt neun Milliarden Euro Umsatz.
Doch Oetker denkt nicht nur in Zahlen, er verfügt über eine beachtliche Portion Gelassenheit, Souveränität und Humor. Beispiel: Wie lange dauert die Krise? "Fragen Sie Herrn Guttenberg." Oder: "Hier steht das falsche Wasser, wir sind Selters - da trinke ich lieber den Wein. Prost."