Ausländerbeauftragter: Ausbildung in 360 Berufen möglich

Agentur für Arbeit hat einen eigenen Ausländerbeauftragten.

Krefeld. Seit 20 Jahren ist Roland Reisbitzen Berufsberater "aus Leidenschaft" bei der Agentur für Arbeit in Krefeld. Auf 600 bis 700 Beratungen kommt er pro Jahr. Zusätzlich kümmert er sich als Ausländerbeauftragter für Sonderfragen um Stellensuchende mit Migrationshintergrund.

Dabei berät auf Wunsch auch außerhalb - in Schulklassen und in ausländischen Vereinen: "Eine Aufgabe, die er sehr gerne wahrnimmt. "So groß sind die Probleme der Migranten gar nicht, wie man meinen möchte", räumt er zunächst einmal mit einem Vorurteil auf.

Die meisten seien bereits in der zweiten oder gar dritten Generation hier, hätten weder sprachlich noch kulturell und sozial Schwierigkeiten, sondern wären voll integriert. Ein anderer und viel schwierigerer Fall sei die Gruppe der Aussiedler.

Probleme entstünden bei Migranten allerdings dann, wenn sie sich den Ehepartner in ihrer Heimat suchen, der dann oft ohne Sprachkenntnisse nach Deutschland komme, was sich wiederum auf die Kindererziehung auswirke. Hinzu komme, dass in Ländern wie der Türkei die schulische weit vor der beruflichen Ausbildung rangiere, während in Deutschland die berufliche Ausbildung mit 53 Prozent dominiere.

"Viele ausländische Jugendliche wissen erschreckend wenig über die Ausbildungsmöglichkeiten und kennen die Bandbreite mit 360 Berufsbildern überhaupt nicht", sieht Reisbitzen Nachholbedarf und verweist auf das große Medienangebot (Agentur-Broschüre "Informationen zur Berufswahl" oder Internet-Adresseam Ende des Textes).

"Besser den Horizont öffnen als immer nur an die Top 10 der Berufsbilder denken", fordert er. "Die realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten ist bei den Migranten weniger stark ausgeprägt", stellt er fest. Zum Teil fehle die Bereitschaft zu Tests, oder man wolle das Testergebnis nicht wahrhaben. Es habe auch mit unterschiedlichen Mentalitäten zu tun, dass sich manche Jugendliche aus südlichen Ländern mit einem niedrigeren Niveau zufrieden geben.

Er empfiehlt, die eigenen Fähigkeiten und Neigungen zusammen mit dem Angebot des Marktes in die Überlegungen mit einzubeziehen. Der Besuch einer weiterführenden Schule lohne sich nur, wenn es der Qualifizierung diene, jedoch nicht als Warteschleife, bis sich die geeignete Ausbildungsstelle findet.

"Allein in den nächsten fünf Jahren werden etwa 30 Prozent weniger Schulabgänger erwartet", sieht er in der demografischen Entwicklung bessere Zeiten auf die Ausbildungssuchenden zukommen.