Die Designapotheke: Kreative vermarkten sich selbst
Kreativ arbeiten geht nicht in einer Festanstellung – das meinen fünf Designer und eröffnen am Sonntag ihre „Design-Apotheke“.
Krefeld. Die Generation Praktikum schlägt zurück: Statt nach dem erfolgreichen Studium von einem Praktikum ins nächste zu stolpern, haben sich die beiden Diplomgrafik und -kommunikationsdesignerinnen Anna Gleen und Judith Jughenn geschworen, sich schnellstmöglich selbständig zu machen.
"Viele unserer ehemaligen Mitstudentinnen werden gnadenlos ausgenutzt, arbeiten von früh bis spät in Agenturen, zumeist sogar ohne Bezahlung", berichten sie. "Keine Spur von Kreativität!"
Also machten sie sich bereits vor zwei Jahren selbständig, durchaus mit ersten Erfolgen: Gleen mit grafischen Arbeiten, Fotografie und Ausstellungen, Jughenn mit der Gestaltung von Designprodukten der Marke "frei Schnauze".
Bis sich drei junge Männer hinzugesellten, die aus unterschiedlichen Berufen kommen, aber alle selbst künstlerisch tätig sind. Da ist einmal Anna Gleens Bruder Boris, angestellt als Tischlergeselle und Möbeldesigner aus Leidenschaft. Er gestaltet alles, was ihm Spaß macht - von alten Möbeln im neuen Gewand bis zu avantgardistischen Designermodellen.
Der vierte im Bund ist der Informatikkaufmann Axel Stamm. Der Web-Designer entwickelt maßgeschneiderte PC-Systeme und erstellt Web-Seiten im Internet. Ergänzt wird das Quintett durch den Immobilienmakler Bastian Müller, der exklusive Immobilien vermittelt und diese grafisch per Internet präsentiert.
Schnell kamen die befreundeten jungen Leute überein, ihre Talente zu bündeln und gemeinsam den Start als Selbständige mit geteiltem Risiko zu wagen. Als junge Kreative haben sie sich natürlich etwas Außergewöhnliches einfallen lassen - einen Raum in der Hubertusstraße mit dem Namen Design-Apotheke.
Das Ladenlokal, in dem früher eine Apotheke zuhause war, wird nächste Woche eröffnet und dient als gemeinsamer Marktplatz: eine Kombination aus Büro, Showroom und Verkaufsshop. Das Haus, das Anna Gleen erworben hat, dient als Wohn- und Arbeitsbasis der Designer. Die Kosten werden geteilt.
Jeder arbeitet selbständig an seinen Projekten, zum Teil in ausgelagerten Büros und Werkstätten, greift aber auf die Kompetenz der anderen bei Bedarf zurück. "Eine Wettbewerbssituation besteht nicht, eher eine Symbiose mit vielfältigen Kundenkontakten", sagt Jughenn.
Neugierig schauen immer wieder Nachbarn und Freunde herein, um die Fortschritte zu begutachten. Gespannt erwarten die fünf Freunde die Eröffnung am Sonntag. "Dann muss - bei aller Freude am gemeinsamen, fast einjährigen Renovieren und Einrichten - auch wieder richtig der Rubel rollen", hofft Anna Gleen.