Krefeld fehlen die Flächen, um Firmen locken zu können

Handelskammer und Wirtschaftsförderung werben für neues Gewerbegebiet an der A 44. Laut Gutachten werden mindestens 140 Hektar gebraucht. Widerstand kommt von der Bezirksregierung.

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Krefeld. Krefeld gehen die Gewerbegebiete aus: Einen Bedarf zwischen 140 und 350 Hektar an neuen Flächen für Firmen errechnen die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG). Als Basis dafür dient ein gemeinsames Gutachten, das IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Porschen und WFG-Chef Eckart Preen Politik im Planungsausschuss vorlegten. Dabei geht es nicht nur um die Vermarktung von Flächen, sondern vor allem um die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Krefelds, um Umsätze und Arbeitsplätze.

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Besondere Brisanz erhält diese Forderung, weil die vorhandenen Flächen so gut wie vergeben sind und die Bezirksregierung in Düsseldorf ein Veto gegen das geplante interkommunale Gewerbegebiet von Krefeld, Meerbusch und Willich nördlich und südlich der A 44 eingelegt hat. Auf Meerbusch und Krefeld würden dabei je rund 100 Hektar entfallen, das Willicher Gebiet würde etwas kleiner ausfallen.

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Laut Gutachten stehen derzeit in Krefeld für Neuansiedlungen oder Betriebserweiterungen lediglich noch knapp 40 Hektar zur Verfügung. Uerdingen-Nord ist bereits ausverkauft und auch die im Hafen verfügbaren Flächen „tendieren bald gegen Null“.

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Dem Hafen wird im neuen Flächennutzungsplan (FNP) ein Entwicklungspotenzial von rund 75 Hektar zugeschrieben. Die Restflächen, so Preen, liegen im Europapark Fichtenhain A, B und C, im Bereich Am Südpark und am Verschubbahnhof, wo die Bahntochter Aurelis 7,4 Hektar Ende des Jahres kleinteilig für Handel und Gewerbe vermarkten will.

Auch die im noch nicht genehmigten FNP ausgewiesene Fläche von rund 20 Hektar südlich des Elfrather Sees kann angesichts des Bedarfs nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Der geplante 12,5 Hektar große Gewerbepark Den Ham in Hüls ist hier noch nicht berücksichtigt.

Umso mehr Bedeutung kommt dem Projekt an der A 44 zu. Das Gutachten kommt zu dem Schluss: „Um den wirtschaftlichen Strukturwandel Krefelds zu beschleunigen und Impulse für Wachstum und Beschäftigung geben zu können, müssten bis zum Jahr 2030 schätzungsweise 280 bis 330 Hektar an Gewerbeflächen (brutto) zur Verfügung stehen.“

So rechnen die Referenten vor, dass für eine Steigerung des Bruttosozialprodukts um 1,2 Prozent 140 Hektar neue Industrie- und Gewerbeflächen benötigt werden. Höhere Ziele seien mit einem höheren Flächenverbrauch verbunden. Porschen: „Krefeld stagniert. Das Sozialprodukt hat sich seit 2005 nur um ein Prozent erhöht. In anderen Kommunen liegt diese Zahl zum Teil bei 22 Prozent.“

Mit Blick auf das Gebiet an der A 44 spricht Porschen von „einem absoluten Filetstück“. Das sei in ganz Nordrhein-Westfalen einzigartig. Dafür spreche die hervorragende Standortlage, die Verkehrsanbindung an die Autobahnen, an den Flughafen und die Messe in Düsseldorf. Es sei besonders geeignet, um überregionale Anforderungen zu erfüllen. Die Politik solle entschieden dafür kämpfen, betont Porschen.

CDU-Sprecher Jürgen Wettingfeld machte sich für ein „möglichst deutliches und einhelliges Signal“ an die Bezirksregierung stark. Er sprach sich auch für mehr kleinere Flächenangebote für Handwerk und Mittelstand aus.

Planungsdezernent Martin Linne berichtet von laufenden Gesprächen der drei beteiligten Kommunen zu diesem Thema. Noch in diesem Jahr könne eine Gesamtbewertung des Projekts durch Krefeld, Willich und Meerbusch in Düsseldorf auf den Tisch gelegt werden.

SPD-Sprecher Jürgen Hengst und Manfred Läckes (CDU) als Mitglieder des Regionalrates zeigten sich optimistisch, dass in diesem Gremium das interkommunale Projekt Eingang in den derzeit in Überarbeitung befindlichen Regionalentwicklungsplan finden wird. Hengst: „Der wird vom Regionalrat verabschiedet, nicht vom Regierungspräsidenten.“ Darüber hinaus setzte er sich auch für weitere Gespräche mit Meerbusch über eine gemeinsame Entwicklung von Gewerbeflächen südlich des Hafens ein, die mit einer Südanbindung des Hafens an die A 57 in Höhe Rastplatz Geismühle verbunden werden könnte.

In der weiteren Debatte zeigte sich Grünen-Sprecher Günter Föller skeptisch, ob neue Gewerbeflächen auch mit der Schaffung sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze verbunden seien. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass es durch Neuansiedlungen vorwiegend logistischer Betriebe kaum neue Stellen entstanden seien.