Keine Fördermittel Mymudo löst sein Start-up auf und nennt die Gründe

Krefeld · Das Start-up Mymudo muss aufgeben – und zieht offen Bilanz.

 Das Fazit von Mymudo-Gründer Christian Peitz bleibt trotz der Geschäftsaufgabe positiv.

Das Fazit von Mymudo-Gründer Christian Peitz bleibt trotz der Geschäftsaufgabe positiv.

Foto: Andreas Bischof

Im Mai 2021 stellte unsere Zeitung das Start-up Mymudo als Teilnehmer des Gründerpreises Krefeld vor. Die soziale, außergewöhnliche Idee: Mitten während der Pandemie wollten die Musiker Christian Peitz und Daniel Latsch als erste digitale Anbieter die darniederliegende Kulturszene durch ein Online-Spiel über eine App fördern, indem mit dem Tippen auf Musik-Charts attraktive Gewinne und transparente Spenden an Musiker generiert werden. „Mit viel Elan, Zuversicht und einem starken Team im Rücken machten wir uns an die Arbeit. Aus eigener Tasche hat unser Team insgesamt 40 000 Euro in die Entwicklung investiert, doch jetzt ist die Kasse leer, weil es uns nicht gelungen ist, Fördermittel zu bekommen und Investoren mit entsprechendem Kapital zu finden“, zieht Peitz offen Bilanz und bedankt sich bei allen Mitstreitern.

Geschäftsauflösung
als Lernkultur

So viel Offenheit ist keineswegs selbstverständlich. Gescheiterte Existenzgründer sind meist nicht bereit, über die Gründe offen zu sprechen. Das ist ihr gutes Recht, hilft aber weder ihnen selbst noch anderen Start-ups weiter, ähnliche Situationen zu vermeiden. Schließlich gehöre selbst eine Geschäftsauflösung zur Lernkultur, so Peitz. Der 36-Jährige und sein Mitgründer Latsch (35) sind zwar Visionäre, aber keine leichtsinnigen Unternehmer, die sich unbedacht ins Risiko stürzen, zumal sie schon Erfahrung aus früheren Existenzgründungen haben. „Oft geschehen Dinge, mit denen man nicht rechnen kann“, sagt Peitz. So erhielten die Gründer überraschend Post vom NRW-Justizministerium in Düsseldorf mit der Aussage, dass man für Online-Wetten keine Werbung machen dürfe. „Die Folge war, dass wir keine Gewinne tätigen und auszahlen durften, wodurch das gesamte Geschäftsmodell infrage gestellt war.“ Nach Verhandlungen mit dem Ministerium, das zunächst wohl ein dubioses Wettgeschäft vermutete, und nach Systemanpassungen habe man zwar weitermachen dürfen und sei dann sogar unterstützt worden, aber es sei ein verlorenes Jahr gewesen.

Mehrere Investoren sagen
mit Verweis auf Corona ab

Verloren auch deshalb, weil Mymudo als Kandidat bei der erfolgreichen TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ auserkoren war, in der ausgewählte Jungunternehmer ihre Geschäftsidee vorstellen können. „Vielleicht hätte sich dabei ein Investor gefunden und uns den nötigen Kick gegeben“, so Peitz. „Mehrere Investoren aus der Musik- und Veranstalterbrache hatten uns ihre Beteiligung schon signalisiert, aber entweder ohne Grund oder mit Verweis auf Corona und die damit verbundenen Unwägbarkeiten am Markt abgesagt.“

Peitz vermutet, dass dabei das mitunter anrüchige Wettgeschäft eine Rolle spielte, mit dem sich Investoren nicht gerne in Verbindung bringen lassen, obwohl es in diesem Fall um einen guten Zweck ging. Im Ausland wie in Österreich hätte man zum Beispiel für 50 000 Euro ins Glücksspiel einsteigen können, weil dort andere Gesetze gelten. „Das war aber nie unsere Absicht.“ Als weiteren Grund für Verzögerungen nennt er die lange vergebliche Suche nach einem Fulltime-IT-Fachmann, der die Online-Digitalplattform nicht nur aufbauen, sondern auch betreuen sollte. Zwar sei man bei Musikliebhaber Alexander Schröer, dem Inhaber von Katalytics und 2019 Teilnehmer am Gründerpreis Krefeld, fündig geworden. „Er hat uns als Mitgründer des Systems sehr geholfen, musste sich verständlicherweise aber auch um sein eigenes IT-Startup kümmern.“

Jobs in Abstimmung mit Arbeitgebern behalten

Wohl wissend um das Risiko der Gründeridee hatten Peitz und Latsch ihre Jobs in Abstimmung mit ihren verständnisvollen Arbeitgebern behalten. Peitz ist nach wie vor als Diplomkaufmann bei einem Start-up angestellt, das wiederum anderen Existenzgründern bei deren Entwicklung hilft.

Sein Fazit bleibt trotz der Geschäftsaufgabe positiv. „Wir sehen unsere Idee nicht gescheitert, sind aber enttäuscht, dass einige vielversprechende Sponsoren abgesprungen sind und uns der Durchbruch nicht gelungen ist.“ Und dies trotz hohen Aufwandes: „Wir haben mit rund 50 potenziellen Sponsoren Gespräche geführt und uns zuletzt mit fünf Investoren intensiv auseinandergesetzt – aus besagten Gründen leider ohne Erfolg.“

Dennoch habe man eine gut funktionierende App auf die Beine gestellt, und Kommunikationsdesigner Latsch habe für die Plattform ein tolles Design entworfen. Außerdem habe man bei den Gesprächen mit großen Musikfirmen, Verbänden und Veranstaltern viele innovative und inspirierende Menschen kennen- und schätzen gelernt.

„Wir werden weiter für die Musik kämpfen“, sagt das ehemalige Bandmitglied Peitz von Minor Cabinet, einer Krefelder Rock- und Bluesgruppe. Bei den Fog Joggers hatte er schon vor der Gründung von Mymudo aufgehört. Jetzt werde die Firma liquidiert, aber ein Kartenspiel für Musiker als Hobby noch weiterbetrieben.

Vorstellen kann er sich, dass er sein gesammeltes Wissen über Existenzgründungen künftig als Dienstleister für Innovationsberatung weitergibt. „Bevor ich aber neue Ideen umsetze, unterstütze ich zunächst einmal meine Ehefrau Veronique als Dank für ihre Unterstützung von Mymudo. Sie ist Dozentin bei der Hochschule Niederrhein und entwickelt ein in Krefeld einzigartiges privates Tanztheaterprogramm für junge und alte Menschen“, so Peitz. Das Gründergen liegt wohl in der Familie.