Gründerpreis Mit Lust statt mit Frust zur Arbeit

Die ehemalige Personalleiterin Pola Jungmann coacht jetzt Mitarbeiter und Privatpersonen. Sie bewirbt sich für den Gründerpreis.

Pola Jungmann bewirbt sich auf den Gründerpreis.

Foto: Andreas Bischof

Es gehört schon Mut dazu, eine Festanstellung als Personalleiterin eines Konzerns freiwillig aufzugeben und sich als zertifizierter systemischer Coach selbstständig zu machen. Die 46-jährige Pola Jungmann hat dies „aus voller Überzeugung“ im Oktober 2022 getan und als Einzelunternehmerin „Mutwege – Coaching und Beratung“ gegründet und ihre Entscheidung „noch nicht eine Minute bereut“. Sie coacht jetzt zu etwa 70 Prozent Mitarbeiter im Auftrag von Unternehmen, vom Azubi bis zur Führungskraft, und zu 30 Prozent Privatpersonen.

Der Grund für den beruflichen Paradigmenwechsel: „Ich habe zwar als Generalistin viel gelernt und konnte auch einiges bewegen, musste mich aber leider zu sehr mit negativen Themen wie Kündigungen und Abmahnungen beschäftigen. Jetzt kann ich als positiv denkender Mensch andere in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern, Konflikte lösen, die Kommunikation und das Verständnis untereinander verbessern und dazu beitragen, dass Menschen gerne zur Arbeit gehen.“ Kurz: „Ich kann Sinnstiftendes bewirken und als Bindeglied zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern wirken, damit sich der Unternehmenserfolg nicht nur in Zahlen ausdrückt, sondern in einem wertschätzenden Miteinander.“

Dazu braucht es aus Sicht der Betriebswirtin, Industrie- und Personalfachkauffrau produktive, effiziente und zufriedene Mitarbeiter. Sie möchte „Mutwege“ aufzeigen, um Herausforderungen beruflich wie privat meistern zu können, und „Mutivator“ sein, erklärt sie den Namen ihrer Existenzgründung. Das gelte auch für ihr Coaching- und Beratungsangebot für Privatpersonen. Hierbei gehe es oft um fehlende Zufriedenheit im Beruf wie mit der Lebenssituation. „Wer in seinem Hamsterrad gefangen ist, kommt oft ohne externe Unterstützung nicht heraus“, so ihre Erfahrung. Da helfe Klarheit und auch Mut, um neue Wege zu beschreiten, was besonders gut bei einem Spaziergang im Stadtwald gelänge, weil Bewegung auch die Gedanken frei mache. Das Ziel: Leichtigkeit und Lebensfreude zurückgewinnen und das Selbstwertgefühl steigern.

Beim Coaching von Mitarbeitern hilft der Existenzgründerin ihre langjährige Führungserfahrung im Personal- und Ausbildungsbereich verschiedener Firmen. „Ich bin dankbar, in der kurzen Zeit meiner Selbstständigkeit schon so viele Unternehmer kennengelernt zu haben, die nach pragmatischen Lösungen suchen und wertschätzend mit ihrer Belegschaft umgehen.“ Und zwar aus Überzeugung und nicht allein, weil der Fachkräftemangel sie dazu zwinge, berichtet sie. Denn in Zeiten eines Arbeitnehmermarktes habe derjenige Betrieb Vorteile, der flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, familienfreundliche und weiterbildende Maßnahmen biete und sich als attraktiver Arbeitgeber präsentiere. Das schütze die eigenen Fachkräfte vor Abwerbung und verbessere die Chance, neue zu finden, wobei sie gerne hilft.

Ihr Coaching bietet sie in Einzel- und Gruppenarbeit an – als Workshops, Seminare, Webinare oder Trainings. Jungmann nennt erfolgreiche Beispiele für ihr Coaching von Mitarbeitern verschiedener Ebenen. Unter anderem habe sie die Linienführer eines großen Getränkeherstellers geschult, die mit ihrem Team für verschiedene Abfüllanlagen zuständig sind, weil es an einer reibungslosen Schichtübergabe mangelte. Für Abhilfe sorgte das Aufstellen und Vereinbaren von Maßnahmen für die Anlagen-Koordinierung, von Spielregeln und Umgangsformen mit den Beteiligten – verbunden mit bundesweiten Folgeaufträgen für Schulungen. Motto: „Mit Lust statt mit Frust zur Arbeit.“

Bei einem mittelständischen Recyclingbetrieb galt es, Konflikten vorzubeugen, die wegen häufiger Personalwechsel in der Zusammenarbeit der von Vorarbeitern geführten Teams entstehen – ein typisches Problem auch auf Baustellen. Bei einem großen Versicherer wurden als Folge einer Umstrukturierung die Abteilungen neu zusammengestellt. Integrative Workshops halfen bei der Bewältigung. Ein Garten- und Landschaftsbauer bat um ein Konzept für ein Bewerbungsmanagement mit Vorstellungsgesprächen, um einen geregelten Willkommensprozess neuer Mitarbeiter und um Beratung für den sachgerechten Umgang im Fall von Abmahnungen.

Für die IHK hielt die Existenzgründerin per Webinar und live Impulsvorträge für Mitgliedsfirmen zu den Themen Recruiting und dem vorteilhaften Einsatz älterer Mitarbeiter. Vor allem die Schulung von Auszubildenden zur schnellen Eingewöhnung in die Firmen und Einweisung in wichtige Grundlagen wie Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Kommunikation und Teamwork sei durch die Zusammenarbeit mit einem Arbeitgeberverband schon etabliert. „Ein bunter Strauß an Herausforderungen“, freut sich Jungmann über ihre abwechslungsreiche Tätigkeit. Wenn sie einen Wunsch frei hätte? „Dann würde ich mir ein Unternehmen wünschen, das seinen Mitarbeitern als Incentive ein effizientes 1:1-Business-Coaching zukommen lasse, zum Beispiel jedem Mitarbeiter einmal im Monat.“ Dass ihr Geschäft schon so gut läuft und bis in den Oktober ausgebucht ist, führt sie auf ihre vielfältigen Akquise-Tätigkeiten zurück wie die eigene Web-Seite und das Nutzen von Social-Media-Kanälen. Ein weiterer Grund sei ihr ausgiebiges Netzwerken, etwa bei den „Leading Ladies in Town“, bei Gründer- und bei Frauenstammtischen und durch Selbstreflexion innerhalb ihrer Coaching-Intervisionsgruppe aus ehemaligen Studienkolleginnen. Dankbar sei sie auch für die Unterstützung durch Krefeld Business und das Netzwerk Experten coachen Gründer. Außerdem werde sie schon regelmäßig von Auftraggebern weiterempfohlen. Für den Fall, dass das Geschäft weiterhin so gut läuft, hat sie bereits eine Mitstreiterin in der Hinterhand.