Fachkräftemangel in der Verwaltung Mit neuen und alten Ideen Mitarbeiter finden

Kreis Viersen · In der Kreisverwaltung Viersen fehlen Mitarbeiter. Dort sind aktuell 75 Stellen nicht besetzt. Damit der Personalmangel nicht zum Dauerproblem wird, will der Kreis in einige neue Maßnahmen investieren.

Die Kreisverwaltung Viersen sucht nicht nur Auszubildende, sondern auch Fachkräfte. Deshalb plant sie unterschiedliche Maßnahmen.

Foto: dpa/Martin Schutt

Die Kreisverwaltung ist mit rund 1400 Beschäftigten einer der großen Arbeitgeber im Kreisgebiet – und das will sie auch bleiben. Allerdings, so erläutert Landrat Andreas Coenen (CDU), sei es auch für den Kreis als Arbeitgeber immer schwieriger, passende Mitarbeiter oder Auszubildende zu finden. Aktuell sind laut Kreis-Sprecherin Julia Vieth rund sechs Prozent aller Stellen unbesetzt, in Summe 75. Der Bedarf bestehe hausweit.

Ein weiteres Beispiel, wie groß die Kluft zwischen Bewerbern und freien Stellen inzwischen geworden ist, gibt Karl Schippers, beim Kreis Amtsleiter für Personal und Organisation: „Früher hatten wir auf Ausbildungsstellen mehr als hundert Bewerber, heute sind es gerade mal ein Drittel.“

Rund die Hälfte der Bewerber seien Quereinsteiger. „Auch wir spüren den Fachkräftemangel“, sagte Coenen nach der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Organisation, Personal und Digitalisierung.

Manchmal, so ergänzt der Landrat an dieser Stelle, müssten Stellen auch ein zweites Mal ausgeschrieben werden, um überhaupt passende Bewerber zu finden. Denn an der Qualität der Mitarbeitenden sollen laut Landrat Coenen keine Abstriche gemacht werden. Deshalb wolle der Kreis weiter in die Suche nach neuen Mitarbeitern investieren, sich aktiv mit dem Thema beschäftigen und die Auswirkungen des Personalmangels reduzieren.

Beim Kreis Viersen gibt es die unterschiedlichsten Berufsfelder: Dort finden Architekten ebenso eine Aufgabe wie Erzieherinnen, Elektriker, Tierärzte oder Verwaltungsfachangestellte. Aktuell gibt es beim Kreis etwa freie Stellen für Notfallsanitäter und auch für Leitstellendisponenten. Zu Beginn des Jahres 2024 wird, wie Kreissprecherin Julia Vieth ankündigte, außerdem eine weitere Ausschreibung für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (Fachrichtung Archiv), Geomatiker, Straßenwärter, Notfall- und Rettungssanitäter erscheinen.

Laut Karl Schippers hat sich der Fokus der Bewerber verlagert: Heute würden sich künftige Mitarbeiter nicht ausschließlich für die Höhe des Gehalts interessieren. Unter dem Stichwort Work-Life-Balance seien weitere Faktoren für die Frauen und Männer relevant geworden: Dazu würden etwa die Länge des Arbeitsweges gehören oder Benefits, die über die eigentliche Aufgabe hinausgehen, etwa die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Möglichkeiten von Home-Office und der persönlichen Entwicklung der Bewerber.

Personalsuche verstärkt
über soziale Medien

„Auch wenn wir damit nicht aktiv werben, sind Tätigkeiten für den Kreis Viersen auch unter dem Aspekt eines sicheren Arbeitsplatzes interessant. Womit wir zudem punkten können: mit Aufgaben, die sinnvoll sind, weil sie das Gemeinwesen für rund 300 000 Menschen, die im Kreis Viersen leben, aufrechterhalten“, erläutert Andreas Coenen. Damit könnten sich auch gerade jüngere Menschen identifizieren.

Der Fachkräftemangel ist nicht nur bei der Verwaltung des Kreises Viersen ein Top-Thema, sondern auch bei den Verwaltungen der einzelnen Städte und Kommunen selbst. Sie setzen bei der Suche, wie auch der Kreis Viersen, verstärkt auf soziale Medien, wie im Jahr 2022 etwa die Gemeinde Niederkrüchten mit einer Mitarbeiter-Vorstellung auf Facebook und Instagram.

Der Kreis Viersen will die bisherigen Schritte wie die Arbeitgeberkampagne „Karriere mit V-Faktor“, die Stärkung der Ausbildung und mobiles Arbeiten nicht nur fortsetzen. So wurden etwa auch Stellenanzeigen online bei Stepstone geschaltet, Werbekampagnen beim Jobportal Indeed oder auf Instagram. Auch an Recruiting-Messen beteiligte sich der Kreis und schaltete jenseits der Kreisgrenze auch großflächige Werbung im Einkaufscenter Minto in Mönchengladbach.

Je nach Tätigkeit, so Karl Schippers, würden unterschiedliche Wege beschritten, um Bewerber zu finden. Bei Arbeitern setze der Kreis auf klassische Stellenanzeigen in Zeitungen, gerade bei Juristen oder Medizinern auch oft Fachpublikationen, bei anderen Stellen hätten sich dagegen Online- und Social-Media-Kanäle als erfolgreich herausgestellt. Auch die Netzwerke der Mitarbeitenden seien nicht zu vergessen, ergänzte der Landrat. Sie seien oft der beste Weg, um Bewerber zu finden.

Der Kreis will künftig auch weitere Möglichkeiten nutzen, um neue Mitarbeiter zu finden. Dazu sollen im Haushaltsentwurf 2024 Mittel eingestellt werden; zu deren Höhe konnte der Kreis noch nichts sagen, da der Haushaltsentwurf zurzeit aufgestellt werde.

Die Kommunikationsagentur Schwind soll in den nächsten drei Jahren unter anderem die Aktivitäten in sozialen Netzwerken ausbauen, die Suchmaschinen-Markierung optimieren und aktuelle Trends aufgreifen. Mit ihr hat der Kreis einen Vertrag geschlossen.

Um jungen Bewerbern, die bislang nicht im Kreisgebiet wohnen, einen weiteren Anreiz zu bieten, wird die Kreisverwaltung eine Wohnung der Viersener Aktiengesellschaft (VAB) anmieten. Damit hätten Mitarbeiter erstmal eine Anlaufstelle und könnten sich nach passendem Wohnraum im Kreisgebiet umzuschauen, führte Coenen aus.

Um den Kreis Viersen als Arbeitgeber bekannter zu machen und unterschiedliche Arbeitsbereiche vorzustellen, sollen Praktika für Schüler, aber auch Praktika für Studierende angeboten werden. Das Ziel: Dadurch sollen künftige Bewerber für eine Lehrstelle und eine freie Stelle gefunden werden.

„Verstärkt wollen wir außerdem auf Quereinsteiger setzen“, so Schippers. Diese hätten Möglichkeiten, sich hausintern zu Themen wie Verwaltungs- und Kommunalrecht, Finanzmanagement oder Verwaltungsorganisation weiterzubilden. Dabei nutzt der Kreis das Angebot des Studieninstituts Niederrhein.