Markus Merk: Druck nicht als Stress, sondern als Motivation begreifen

Die Volksbank will von der Schiedsrichterlegende lernen: Wie entscheide ich richtig?

Krefeld. Wer vor 900 Millionen Fernsehzuschauern und 90.000 Stadionbesuchern WM-Fußballspiele gepfiffen hat, weiß, was Druck bedeutet. Markus Merk musste während seiner Schiedsrichterlaufbahn stets in Sekundenbruchteilen entscheiden und er verrät über 500 andächtig lauschenden Mitgliedern der Volksbank Krefeld im Seidenweberhaus, nach welchen Kriterien man selbst unter Druck richtige Entscheidungen treffen kann.

Spätestens jetzt wird klar, warum die Volksbank ihren Mitgliedern den höchst unterhaltsamen Vortrag des zweifachen Weltschiedsrichters des Jahres als Sahnehäubchen der Mitgliederversammlung kredenzte.

Aufsichtsratsvorsitzender Elmar Jakubowski nahm den Doppelpass dankend an: "Auch wir müssen in unserer Bank täglich Entscheidungen treffen und können von einem ausgewiesenen Fachmann des Sports etwas lernen."

Laut Merk gibt es drei Arten von Entscheidungen: die Fehlentscheidung, die Konzessionsentscheidung und die schnelle Entscheidung. Fehler seien unvermeidbar, aber bei höchster Konzentration und gutem Teamwork mit den Kollegen an der Linie reduzierbar.

Konzession bedeute, dass ein Fehler durch einen anderen ausgeglichen wird - eine ausgleichende Ungerechtigkeit. Wer allerdings schnell entscheide, liege immer richtig, erarbeite sich so einen Vorsprung. Und vergleicht damit sein erstes soziales Engagement 1991 in Indien, wo er inzwischen Schulen, Hütten- und Kinderdörfer sowie ein Seniorenheim errichtet hat. "Hätte ich damals zusammen mit anderen nicht schnell gehandelt, wäre bis heute nichts geschehen." Vor allem viel Wertschätzung erfahre er dort und empfiehlt, diese auch gegenüber Mitarbeiter und Kunden zu pflegen.

Ein wichtiges Anliegen ist Merk die Kommunikation, mit deren Hilfe man schlichten kann, bevor die Emotionen hoch kochen. Dabei bedarf es unterschiedlicher Methoden. "Zum Beispiel sucht der Engländer Beckham immer das Gespräch, fordert zwar nie Elfmeter, weil er die meist verschießt, aber gerne Freistöße - seine Spezialität. Während sich bei ihm ein kurzer Gedankenaustausch jedoch lohne, sei ein solcher mit dem Portugiesen Figo tödlich. "Er sucht die ständige Diskussion und schadet der eigenen Konzentration, weshalb ich mich mit Erfolg immer von ihm weg bewegt habe, weil er keinen Schritt zuviel tut!"

Nach zwölf Jahren Bekanntschaft habe ihn Figo auf dem Platz gefragt, wann er endlich mit ihm rede. Eine Lanze bricht er für den Menschen Zinedine Zidane. Mit dem in sich gekehrten Franzosen habe er nie ein Wort wechseln, aber ihn häufig gegen Tritte schützen müssen. "Sonst rastet selbst ein sonst besonnener Mensch einmal aus.""Ich wünsche Ihnen privat wie beruflich immer die richtigen Entscheidungen", sagt Merk zum Abschied - bei tosendem Applaus für einen souveränen Vortrag.