Noch 195 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz
Krefeld. Zu einem gemeinsamen Fazit über die Entwicklung des Ausbildungsmarktes in Krefeld und Umgebung trafen sich Vertreter von Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein (IHK), Kreishandwerkerschaft Niederrhein Krefeld-Viersen-Neuss und Agentur für Arbeit im Krefelder Ausbildungsbetrieb Stünings Medien.
Die Akteure sehen die Situation überwiegend positiv. Für die IHK stellte Dr. Frank Lorenz, Geschäftsführer für Aus- und Weiterbildung, fest, dass die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverträge (Stichtag 30. September) gegenüber dem Vorjahr um mehr als sechs Prozent auf 4834 angestiegen ist. Nur auf die Stadt Krefeld entfallen davon 1815, hier gab es einen Zuwachs um 3,9 Prozent.
Und dieser Trend hielt auch im Oktober weiter an, betonte er. Dabei registrierte er 600 neue Ausbildungsbetriebe oder neue -berufsangebote. Die Betriebe müssten immer mehr erkennen, wie wichtig selbst ausgebildeter Nachwuchs sei.
Lorenz bemängelte allerdings, dass zu viele ausbildungsfähige junge Menschen erstmal weiter zur Schule gehen. „Mit einem guten Realschulabschluss haben junge Leute mindestens genauso eine Berufschance, als wenn sie weiter zur Schule gehen und dann mit einem mittelmäßigen Abitur abschließen“, führt er ein Beispiel an.
Dies unterstreicht auch Ingo Zielonkowsky, Leiter der Krefelder Arbeitsagentur. Die Schulausbildung weiter fortzusetzen, um die Qualifikation für die gewünschte Ausbildung zu erreichen, hält er für richtig. Allerdings rät er jungen Leuten davon ab, weiter die Schulbank zu drücken, nur weil sie noch nicht wissen, was sie werden möchten. Hier empfiehlt er stattdessen, sich ausführlich über Ausbildungsinhalte zu informieren und für ein Praktikum zu bewerben.
Das unterstützt auch Jens Wenglarz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. „Beim Handwerk wird der Nachwuchs knapp“, stellt er fest. In einigen besonders anspruchsvollen Handwerksberufen wie Elektro- und Sanitärhandwerk können schon seit einigen Jahren nicht mehr alle Ausbildungsplätze mit geeigneten Bewerbern besetzt werden.
Viele Betriebe bieten bereits eine Einstiegsqualifizierung über ein Langzeitpraktikum an, um anschließend einen Ausbildungsvertrag abschließen zu können. Außerdem ist die Kreishandwerkerschaft schon an neun Hauptschulen der Region mit Berufseinstiegsbegleiter vertreten.
Jetzt soll auch die Zusammenarbeit mit Real- und Gesamtschulen ausgebaut werden. Aus der um immerhin 1,6 Prozent gestiegenen Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge schließt Wenglarz, dass das Handwerk nach wie vor für junge Menschen attraktiv ist. Sehr gefragt seien vor allem die Branchen rund ums Auto.
Ingo Zielonkowsky bestätigte dies mit der Erkenntnis der Arbeitsagentur, dass sich rund 42,6 Prozent aller Ausbildungsplatzbewerber auf die zehn beliebtesten Berufe konzentrieren. Er empfiehlt Jugendlichen, sich intensiver über die verfügbaren Alternativen zum Wunschberuf zu informieren.
Nach seiner Statistik suchten zum Stichtag noch 195 Jugendliche einen Ausbildungsplatz, deshalb rät er auch den Betrieben, frei gebliebene Ausbildungsplätze umgehend an die Arbeitsagentur zu melden, um die Bilanz bis zum Jahresende noch zu verbessern. Allein im Stadtgebiet Krefeld sind darunter 103 Jugendliche betroffen.