EGN Wie aus Abfall blütenreines Styropor wird
Was muss man tun, damit Verpackungen aus Schaumkunststoff zum Wertstoff werden können? Die Mitarbeiter von Eco-Care wissen, wie es geht.
Krefeld. „Das ist ein neuer Fernseher. Den haben sich Mama und Papa gekauft. Das daneben ist die Verpackung, in der der Fernseher gesteckt hat, damit er nicht kaputt geht. Das Weiße, das so quietscht, wenn man es bewegt, und knackt, wenn man es zerreißt, heißt Styropor.“ So oder so ähnlich könnte wohl ein Beitrag in der „Sendung mit der Maus“ beginnen, wenn man erklären will, was im Verwertungszentrum am Bruchfeld passiert. In einer der Hallen des Linner Standorts der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) dreht sich alles um die kleinen weißen Kügelchen, die umso lästiger an einem kleben bleiben, je doller man reibt.
Styropor ist ein Schaumkunststoff. Das heißt, man kann ihn nicht auf eine Müllkippe werfen, damit er dort irgendwann wieder zu Erde wird. Der würde auch noch weiß und fest sein, wenn die nächsten Generationen bereits ihren Sommerurlaub auf irgendwelchen Planeten verbringen würden und sich nicht nur die Besatzungen von Fernseh-Raumschiffen innerhalb von Sekunden von Krefeld aus in tausende Kilometer entfernte Welten beamen könnten.
Also versuchen die Mitarbeiter von EGN wie bei vielen anderen Kunststoffen wie alten Plastikflaschen oder Joghurtbechern herauszufinden, wie man aus dem Abfall etwas herstellt, das noch jemand benutzen kann. Im Fall von Styropor sind es die Estrichleger, also die Handwerker, die Böden unter anderem aus Mörtel gießen. „Früher mussten sie Styroporplatten zurechtschneiden, um die Rohre, die unter dem Boden liegen sollen, abzudämmen“, erzählt Paul Mackes (52), der sich bei der EGN um die Vermarktung von Wertstoffen kümmert.
Mit dem, was in den Hallen der Firma in Linn passiert, ist das nicht mehr nötig. Aus dem, was an Styropor-Polstern um Waschmaschinen, Herde, Kühlschränke oder eben Fernseher gepackt wird, um sie zu transportieren, werden hier wieder winzige Knübbelchen gemacht.
Mit einer Schaufel, die aussieht wie ein Schneeschieber, schubst Mieczyslaw Nelkowski von einem Berg, der dreimal so hoch wie der Anlagenführer groß ist und etwa so lang und breit wie ein halbes Fußballfeld, Abfälle auf ein Transportband.
Es fährt mit lautem Motor Reste von Dämmmaterial vom Bau, fehlerhafte Chargen von Herstellern und benutzte Verpackungen in einen ersten Schredder. In grobe Stücke, etwa handtellergroß, zermahlt die Mühle auch baumstammdicke Platten.
In der zweiten Mühle wird dann alles so klein gemahlen, dass am Ende nur noch die typischen Styropor-Perlen übrig bleiben.
Sie werden von Ventilatoren über Schläuche, durch die geradeso eine dicke Katze kriechen könnte, in riesige Behälter gepustet. Die Behälter sind mindestens so groß, dass sich drei Elefanten darin gemütlich breitmachen könnten.
Die wären allerdings deutlich schwerer. Die Kügelchen sind luftig leicht. Und das sind sie auch noch, nachdem sie mit einer von zwei flüssigen Geheimzutaten behandelt wurden, damit der Estrich, in dem sie verschwinden, je nach Wunsch schnell oder langsam hart wird. Eine Pumpe spritzt blaues oder rotes Konzentrat aus riesigen Tanks auf die Kügelchen.
Wenn sie am Ende in Säcke gefüllt werden — was Nelkowski und seine Kollegen von der EGN-Tochter Eco-Care absacken nennen — passen 200 Liter hinein. Die vollen Tüten, die von der Größe mit einem grauen Müllsack vergleichbar sind, wiegen dann etwa fünf Kilo, also etwa so viel wie fünf Tüten Milch. Bei so einem Gewicht fällt es den drei Mitarbeitern in der Anlage leicht, pro Tag 500 bis 600 Säcke zu füllen. Und auch ein ganzer Lastwagen ist bei so einem Gewicht schnell beladen.