WZ-Wissen Wenn Bohlen auf dem Schoß sitzt
Krefeld · Mit schrägen Geschichten bringt Referent Markus Hofmann bei WZ-Wissen die Gehirne der Zuhörer in Gang. Die sind am Ende begeistert – besonders von sich selbst.
Markus Hofmann hat seinen Zuhörern ein Geschenk versprochen. Das Geschenk des Wissens. Aber war das vielleicht nur ein kurzes Vergnügen für einen Abend? Ein kleiner Selbsttest am nächsten Morgen zeigt aber: Sie sind alle noch da. Die Christusstatue aus Rio de Janeiro sitzt immer noch auf dem Fuß, das Kolosseum in Rom hat sich immer noch hinter der Kniescheibe versteckt und Machu Picchu, die chinesische Mauer, die Felsenstadt Petra, das Taj Mahal und die Maya-Ruinen von Chichén Itzá sind auch in den eigenen Gehirnwindungen noch schnell gefunden. Unter anderem anhand dieser „neuen sieben Weltwunder“ hat Gedächtnistrainer Markus Hofmann den Zuhörern bei WZ-Wissen im Canon Convention Center jetzt einen Einblick in seine Gedächtnisstrategie gegeben.
„Mentale Briefkästen“
schaffen
Mit geistiger Aktivierung ein paar Knobelaufgaben und etwas Bewegung ging es los. Für Markus Hofmann die erste Voraussetzung. Und dann ging es auch schon bald ans Eingemachte. Für seine Gedächtnistechnik schafft er „mentale Briefkästen“, in denen man immer wieder findet, was man sucht. Um sich die sieben Weltwunder zu merken, definiert er zehn solcher „Briefkästen“ am eigenen Körper. Bei den Zehen geht es los, weiter über Knie und Oberschenkel, Po und Taille, Brust, Hals, Gesicht und Haare. Und dafür wurden die Zuschauer auch erst einmal selbst aktiv, standen auf, bewegten sich zu ihren „Briefkästen“.
Um die Begriffe nun im Kopf zu behalten, wird eine möglichst skurrile Geschichte entwickelt. Dazu muss man über den zu merkenden Begriff auch eigentlich gar nichts wissen. Lautsprache reicht da vollkommen aus. Wie „Machu Picchu“. „Stellen Sie sich vor, Dieter Bohlen sitzt auf Ihrem Oberschenkel“, rät der Referent. Und welches Gehirn kann dieser Aufforderung widerstehen. Vom Macho zu Machu Picchu ist es dann nicht mehr weit. Chichén Itzá – der Name der mexikanischen Ruinenstätten klingt doch so ähnlich wie Schießen und Nizza. Das Ganze auf der Schulter und schon ist der nächste „mentale Briefkasten“ gefüllt. Je witziger die Geschichte, desto „merkwürdiger“ ist sie für das eigene Gehirn.
Im Netz des Wissens soll
noch einiges hängenbleiben
„Mit Spaß zum Superhirn“ hatte Markus Hofmann in seiner Ankündigung versprochen. Und das bekamen die Zuschauer im Canon Convention Center auch geboten. Leicht und spielerisch kommt Hofmanns Art zu Lernen daher. Und macht tatsächlich Spaß.
Aber was bringt das nun? Klar, man kann mit dem Wissen über die sieben neuen Weltwunder sicher mal bei einem Gespräch als Schlaumeier auftrumpfen. Bei „Wetten, dass ...?“ konnte eine junge Schülerin mit Hofmanns Technik ebenfalls begeistern.
Aber es soll nicht beim Show-Effekt bleiben. Das oberflächliche Wissen, so Hofmann, bilde ein Netz, an dem nun, da es da ist, immer wieder neue Informationen, die man ganz beiläufig aufnimmt, hängen bleiben können. Außerdem lassen sich diese „Briefkästen“ in verschiedenen Räumen beliebig erweitern.
Für das Merken von Namen und Gesichtern kann man diese Technik auch verwenden. Markante Merkmale der Person werden auf möglichst originielle Art und Weise mit dem Namen verbunden. Tom hat eine hohe Stirn – dann stellt man sich auf dieser einfach eine Tomate vor. Es klingt etwas konstruiert. Aber es funktioniert. Dabei aber ganz wichtig: „Sagen Sie Ihrem Gegenüber nicht, was Sie denken.“ Von Einkaufslisten und Witzen über Passwörter und Zahlen bis hin zu Vokabeln lässt sich mit seiner Methode alles abspeichern, so Hofmann.
„Geist ist geil“ ist
Hofmanns Devise
Markus Hofmann ruft seine Krefelder Zuhörer dazu auf, ihre eigene Komfortzone nicht zu klein werden zu lassen, lieber immer mal wieder an die Kanten zu stoßen. So bleibt man offen und geistig fit. Die Künstliche Intelligenz werde weiter voranschreiten und dann würden von Menschen kreative Prozesse gefragt sein. Dann braucht man Wissen, das man schnell abrufen und übertragen kann. „Geist ist geil“ ist seine Devise.
Das Einzige, was die Besucher an diesem Abend vergessen sollten, sei die Zeit. Und das ist gut gelungen. Am Ende des eineinhalbstündigen Vortrags hatten die Zuhörer sich rund 70 Merkmale gemerkt – Zahlen, Namen, Gesichter und natürlich „Briefkästen“.
„Sie werden von sich begeistert sein“, hatte der Gedächtnistrainer zu Beginn der Veranstaltung in Krefeld versprochen. „Und? Wer ist von sich begeistert?“ Nach der Veranstaltung gingen auf diese Frage hin tatsächlich auch viele Hände noch oben.