Zoo: Zum Kuscheln schon zu groß

Aus den beiden Tigerbabys sind muntere Katzen geworden, die durchs Gehege tollen. Die ersten Zähne haben sie auch schon.

Krefeld. Ausreißen? Keine Chance. Der kleine Tiger probiert den Weg nach oben, versucht, den Käfigzaun hinauf zu klettern.

Weit kommt er nicht. Pfleger Knut Nielsen packt beherzt zu und pflückt die Katze am Kragen vom Metall. Und plötzlich ist der fauchende Raubtiernachwuchs fast mucksmäuschenstill, streckt Pranken und Tatzen von sich.

"Das ist der Tragereflex", erklärt Nielsen. So trägt sonst Mama Sutera die Kleine durch die Gegend. Nielsen nimmt den "Ausbruchversuch" gelassen. "So muss ich mich nicht mal bücken." Tierarzt Martin Straube wartet schon, die Spritze im Anschlag. Die zweite Impfung ist fällig.

Viel hat sich getan beim Tigernachwuchs im Krefelder Zoo. Beim letzten Besuch der WZ tapsten die beiden Katzen eher unbeholfen durchs Gehege. Die noch zu großen Tatzen sind geblieben, doch mittlerweile sind aus den Schwestern zwei gut neun Kilo schwere Racker geworden, die herumtollen - und auch längst ihre ersten Zähne haben. Streicheln oder gar auf den Schoß nehmen, das geht längst nicht mehr - so süß und knuddelig die kleinen Raubtiere auch aussehen.

"Sie sehen blendend aus, sind kerngesund", ist Martin Straube zufrieden. Dass sein Besuch bei den kleinen Tigern nicht gerade auf Begeisterung stößt, kann er gut verstehen. Wer lässt sich schon gerne impfen und - noch schlimmer - Wurmmittel verabreichen. "Dabei schmeckt das eigentlich nach gar nichts."

Einen Impftermin müssen die namenlosen Katzen noch über sich ergehen lassen. "In drei Wochen wird das etwa sein. Dann haben sie es geschafft." Das Mittel gegen übliche Krankheiten wie Katzenseuche oder -schnupfen, das gespritzt wird, ist übrigens das gleiche, das auch Hauskatzen erhalten. "Es gibt keine extra Tigermedizin", so Straube.

Nachdem die erste junge Dame verarztet ist und sich in die Ecke des Käfigs trollt, ist ihre Schwester dran. Simon Rütten, Student der Tiermedizin an der Uni Leipzig, darf die zweite Spritze setzen - für ihn eine Premiere. Aufgeregt ist er nicht. "Ich finde das einfach spannend." Ganz ruhig ist er bei der Arbeit. Dann noch die Wurmkur verabreicht und Rütten hat seine erste Tigerbehandlung mit Bravour hinter sich gebracht. "Das Wurmmittel hast Du der Kleinen besser gegeben als ich. Bei mir ist mehr aus dem Maul herausgelaufen", lobt Martin Straube den Praktikanten.

Noch ist das Reich der beiden Tiger begrenzt. Ins Außengehege dürfen sie erst in ein paar Wochen. "Draußen gibt es ein großes Wasserbecken, und es besteht die Gefahr, dass sie da rein rutschen", erklärt Petra Schwinn, Pressesprecherin des Krefelder Zoos. Tiger könnten zwar grundsätzlich schwimmen. "Aber wir wissen nicht, ob das bei so kleinen Tigern auch schon entwickelt ist."

Demnächst soll auch Papa Beludru seinen Nachwuchs kennen lernen. Bislang blieb es bei Blicken durch die Glasfenster. "Er hat gemerkt, dass die Kleinen von ihm sind", erklärt Petra Schwinn und ergänzt lachend: "Er ist ja auch das einzige männliche Tier hier." Zum Abschied des Tierarztes meldet sich Mutter Sutera, die für die Untersuchung weggesperrt worden war, mit einem infernalischen Gebrüll zu Wort. Sie will endlich zu ihren Kleinen zurück.