Zutritt verboten: In Krefelds Wäldern besteht derzeit Lebensgefahr
Nach „Friederike“: Stadtförster Arno Schönfeld-Simon klagt über uneinsichtige Spaziergänger und Katastrophentourismus.
Sturmtief „Friederike“ ist abgezogen. Die Gefahren aber bleiben. Für Wälder und Parks gilt weiter ein Betretungsverbot. Durch schiefe Baumstämme, abgebrochene Äste und gespaltene Baumkronen droht Lebensgefahr. Mitarbeiter des Grünflächenamtes sind seit Tagen dabei, die Schäden zu lokalisieren und Gefahren zu beseitigen. Wie lange sich die Aufräumarbeiten noch hinziehen, kann die Stadt derzeit noch nicht einschätzen. „Deshalb gilt: Bis zur Beseitigung aller Gefahren bleibt das Betreten der Wälder verboten“, sagt Stadtsprecher Manuel Kölker.
Eine Warnung, die bei weitem nicht bei jedem Krefelder ankommt. Trotz Absperrungen an Parks und Wäldern werden die Risiken von Spaziergängern oftmals ignoriert. Feuerwehrsprecher Christoph Manten berichtet von Einsätzen, bei denen Passanten noch am Sturmtag selber die Warnungen der Einsatzkräfte wortwörtlich in den Wind schlugen und sich in Gefahrenbereichen aufhielten. „Zum Glück waren es Einzelfälle.“
Eine Erfahrung, die auch Stadtförster Arno Schönfeld-Simon teilt. „Ich hatte das Gefühl, dass nach dem Sturm eine Art Katastrophentourismus betrieben wurde.“ Schönfeld-Simon kann das sorglose Verhalten nicht nachvollziehen: „Die Gefahr wird unterschätzt. Das ist Wahnsinn.“ 800 bis 900 Kilogramm würde ein herabfallender Festmeter Holz (Raummaß für Rundholz) wiegen, rechnet Schönfeld-Simon vor und macht deutlich, wie extrem gefährlich jeder Aufenthalt in Krefelds bewaldeten Gebieten derzeit ist. „Allen Spaziergängern kann man derzeit nur den ernsthaften Rat geben, ihre Runde über die Felder zu drehen.“
Wann Krefelds Wälder und Parkanlagen wieder betreten werden können, ist derzeit noch nicht abzusehen. „Die Sturmschäden waren so schwerwiegend, dass sie in der Kürze der Zeit nicht aufgearbeitet werden konnten“, erklärt der Stadtförster. Derzeit seien Mitarbeiter des Grünflächenamtes damit beschäftigt, die Wege in Wäldern und Parks von herumliegenden Bäumen und Ästen zu befreien. Erst danach würde man weiter ins Waldesinnere vorrücken, um dort Stämme und Äste kleinzusägen.
Auch die Feuerwehr wurde am Wochenende im Nachgang des Sturms noch mehrmals aufgrund von Sturmschäden alarmiert. Die Zahl der Einsätze stieg damit nach Angaben eines Sprechers auf fast 500 an. Am heftigsten getroffen wurden durch den Orkan das Hülser Bruch, Forst- und Stadtwald. Wie viele Bäume insgesamt am vergangenen Donnerstag durch „Friederike“ beschädigt wurden, können Stadt und Förster nicht sagen — wohl aber, was mit den Stämmen, Ästen und Baumkronen passiert, die durch die heftigen Windböen (bis zu 115 Kilometer pro Stunde) passiert. „Das Holz wird verkauft. Je nachdem, um welche Baumart es sich handelt, wird es für industrielle Zwecke genutzt oder auch als Kaminholz“, erklärt Schönfeld-Simon, der im Übrigen noch neun Tage bis zur Pensionierung hat. Dass die Aufräumarbeiten in den Wäldern bis dann abgeschlossen sind, ist unwahrscheinlich.