Kreis Mettmann Städte im Kreis verschärfen Verbote
Kreis Mettmann. · Hilden und Erkrath untersagen als erste Städte die Zusammenkünfte von zwei oder mehr Personen unter freiem Himmel.
Die Städte des Kreises Mettmann folgen jetzt dem Beispiel der Stadt Leverkusen und verschärfen ihre Regeln. Nach Hilden hat am Freitagabend auch die Stadt Erkrath ein Versammlungsverbot erlassen und die Öffnungsverbote erweitert. Da der Kreis Mettmann dies einheitlich regeln will, ist zu erwarten, dass andere Städte nachziehen.
Wie es in der sogenannten Allgemeinverfügung der Stadt Erkrath heißt, sind Zusammenkünfte von zwei oder mehr Personen unter freiem Himmel ab sofort und bis zum 19. April untersagt – es sei denn, sie leben in ständiger, häuslicher Gemeinschaft miteinander wie etwa Paare, Familien oder Wohngemeinschaften, sie treffen sich aus zwingenden beruflichen Gründen oder sie treffen sich in Bus und Bahn oder an der Haltestelle. Hier gelte jedoch die Empfehlung, Fahrten im Nahverkehr so weit wie möglich zu reduzieren oder ganz zu unterlassen. Untersagt sind also alle Zusammenkünfte im öffentlichen Bereich, um auf diese Weise persönliche Kontakte so weit wie möglich zu minimieren.
Ab Montag sind in Erkrath außerdem alle Restaurants und Gaststätten ganztägig geschlossen zu halten. Dies gelte jedoch nicht für angebotene Abhol- und Lieferservices. Geschlossen werden ebenso Friseursalons, Physiotherapieeinrichtungen und ähnliche Dienstleistungen mit nahem Körperkontakt. Hinzu komme ein Verbot privater Versammlungen mit mehr als fünf Personen.
Als erste Stadt hatte Leverkusen am Donnerstag eine solche Allgemeinverfügung verhängt. Tatsächlich sind es die Kommunen, die solche Regelungen treffen dürfen. „Leverkusen hat keine Ausgangssperre erlassen“, betonte eine Sprecherin der Stadt. Die Regeln gelten jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch als „Ausgangssperre light“.
Tausende Anrufe am
Tag beim Bürgertelefon
Beim Bürgertelefon des Kreises laufen derweil die Drähte heiß. „Viele fordern, dass man sie sofort testen solle“, berichtet Sprecherin Daniela Hitzemann. Mit Zunahme der Erkrankungs- und Verdachtsfälle seien viele Bürger verunsichert. Man habe ganze Flure freigeräumt, um die Büros für Mitarbeiter umzurüsten, die dort zwölf Stunden am Tag die Anrufe von Bürgern entgegennehmen.
Gearbeitet wird im Schichtbetrieb, um die Flut von mehreren Tausend Anrufen am Tag überhaupt bewältigen zu können. „Nach vier Stunden Bürgertelefon ist man durch“, beschreibt Daniela Hitzemann das, was die Mitarbeiter erleben. Dabei ginge es keineswegs nur um die Sorge, mit dem Coronavirus infiziert worden zu sein. „Die Leute rufen auch an, weil sie andere anschwärzen wollen.“
Einige würden sich über Jugendliche beklagen, die in Horden zusammenstehen. Andere wollen den Nachbarn im Tennisdress herumlaufen gesehen haben, obwohl man doch zu Hause bleiben solle. Manche Leute würden in Panik geraten, weil sie einen Einkaufswagen angefasst hätten.
Oft seien auch diejenigen verunsichert, die mit normalen Erkältungssymptomen zuhause sitzen und sich fragen, ob das jetzt was mit dem Corona-Virus zu tun habe. In Sorge seien auch diejenigen, deren berufliche Existenz bedroht sei. Manche Leute weinen am Telefon, andere sind wütend – wieder andere würden mit Nachdruck ihre vermeintlichen Rechte einfordern.
„Unsere Mitarbeiter brauchen schon starke Nerven“, weiß die Pressesprecherin. Beim Kreis sei man dankbar dafür, dass sich viele Freiwillige aus anderen Abteilungen für den Dienst am Bürgertelefon gemeldet hätten. Darunter seien auch Schulsozialarbeiter, die in den mittlerweile geschlossenen Schulen nicht mehr gebraucht werden. Alle würden am Anschlag arbeiten – die Krisenbewältigung erfordere viel Kraft. Anderes müsse in den Abteilungen jetzt liegenbleiben, dort werden Prioritäten gesetzt.
An die Bürger richtet Daniela Hitzemann einen klaren Appell: „Bitte rufen sie wegen eines Corona-Tests nur an, wenn sie die Kriterien erfüllen.“ Dazu gehöre vor allem Fieber als Symptom und der Kontakt mit Infizierten oder denjenigen, die aus Risikogebieten eingereist seien. Allen anderen könne man derzeit wenig Hoffnungen darauf machen, getestet zu werden. Denn auch die Teststellen seien hoffnungslos überlastet.
Die Hotline des Kreises unter Telefon 02104/99 35 35 ist Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 14 Uhr geschaltet.