Berufungsverfahren 21-Jähriger akzeptiert Arrest nicht
Erkrath/Wuppertal · Der 21-Jährige ist zuvor wegen Beamtenbeleidigung und Betrugs zu Freizeitarrest verurteilt worden.
(magu) Eine aufwendige Berufungsverhandlung wegen zwei drohender Freizeitarreste? Und das vor allem, weil der Angeklagte fürchtet, dort hinter Gittern zu landen? Da konnte der Richter den 21-Jährigen beruhigen: Mit einer Haftzelle müsse er beim Freizeitarrest nicht rechnen. Das seien eher intensive Gespräche zum Aggressionsabbau, denn die schien der Erkrather nach Meinung des Amtsgerichts Mettmann zu brauchen.
Dort hatte man ihn gleich für zwei Ausraster verurteilt, die coronabedingt erst jetzt in der Berufung weiterverhandelt werden konnten. Einmal hatte der Angeklagte im Düsseldorfer Karneval 2018 auf der für Autos gesperrten Bolkerstraße zwei verkehrsregelnde Polizisten lautstark angepöbelt mit den Worten: „Wegen euch Hurensöhnen sind meine Anwaltskosten so hoch!“ Die Beamten holten ihn aus dem Auto, kooperativ war er dabei nicht.
Bei der Durchsuchung wurde in der Hosentasche ein Klappmesser gefunden und beschlagnahmt. Das Messer in der Tasche begründete der Angeklagte damit, dass er Pfadfinder sei. Der zweite Ausraster dann im Mai 2019 in Hochdahl auf einer Feuerwehrzufahrt, wo möglicherweise er das Auto seines Bruders geparkt hatte.
Der Feuerwehrmann hatte dem auf ihn zufahrenden Angeklagten gerade noch durch einen Sprung ausweichen können. Der ließ das Auto stehen, sein Bruder kam dazu und diskutierte ebenfalls mit den Feuerwehrleuten. Zur Titulierung „A…loch“ kam dann auch noch der selbstbewusste Satz hinzu „Du hast mir gar nichts zu sagen!“. Das rief die Polizei auf den Plan, die gleich die Führerscheinstelle des Kreises informierte: Die beiden seien uneinsichtig und unbelehrbar – weitere Einsätze wegen Nötigung im Straßenverkehr führten in der Folge zu Führerschein- und Autoentzug. Der Angeklagte und dessen Bruder sind also keine „unbeschriebenen Blätter“, wie der Richter aufzählte und die Jugendgerichtshilfe bestätigte.
Mehrere Eintragungen hatten sich angesammelt, genau eine Woche vor der Beamtenbeleidigung hatte ihn das Amtsgericht wegen Betrugs verurteilt. Weitere Verfahren schweben noch im Raum - eins wegen eines von ihm gemieteten Autos, mit dem in Pirmasens Straftaten begangen worden sein sollen. Ein weiteres wegen erschlichener Coronahilfen. Nun sollen vor der Urteilsverkündung noch weitere Zeugen gehört werden, der Prozess wird fortgesetzt.
Wie Mitarbeiter von Feuerwehr und Polizei berichten, kommt es immer wieder zu Angriffen bei Einsätzen. Bürger ignorierten Absperrungen oder schimpften, wenn sie wegen eines Einsatzes warten oder Umwege fahren müssen.