Alte Schule soll zu neuem Leben erwachen
Seit Jahren steht die Schule an der Schmiedestraße leer. Der Architekt Wolfgang Teiwes würde das Gebäude gerne aus seinem Dornröschenschlaf wecken. Im Ausschuss gab es nun grünes Licht für das Projekt.
Erkrath. Wenn einer etwas nicht Alltägliches vorhat, muss er viele Hürden nehmen, viele Missverständnisse und viel Misstrauen ausräumen — das hat auch der Erkrather Architekt Wolfgang Teiwes (70) erfahren, der sich seit Jahren für ein besonderes Projekt stark macht: Die alte Schule an der Schmiedestraße in Hochdahl „freizumachen“, also bis auf den Stahlbeton-Skelettbau zu entkernen, und darin zwölf barrierefreie Wohneinheiten von 75 bis 120 Quadratmetern für Senioren zu installieren.
Haustechnisch auf dem aktuellen Stand, umweltverträglich und energieeffizient, großzügig geschnitten, die oberen Geschosse per Aufzug erreichbar. Mit vorgefertigten Badezimmer-Modulen, erhellt durch Lichthöfe. Ohne Balkon oder Loggia, aber mit Innenhöfen für den gemeinschaftlichen Aufenthalt. Es gibt viele ältere Erkrather, die ihre lange schon zu großen Häuser für junge Familien freimachen wollen und genau so etwas suchen, sagt Teiwes. Er selbst gehört dazu und hat daher weitere kompetente Leute, Raum- und ehemalige städtische Bauplaner, ins Boot geholt, um den Traum vom neu und nachhaltig genutzten Altbau wahr werden zu lassen. Angestrebt sei Wohnungsbau auf Genossenschaftsebene, die „Schaffung langfristig bezahlbarer Wohnungen“.
Wolfgang Teiwes, Architekt
Die Politik hat dazu zwar mit den Stimmen von SPD, Grünen und BmU im jüngsten Stadtentwicklungssausschuss grünes Licht gegeben, gegen den Vorschlag der Verwaltung, doch muss der Beschluss am Mittwoch noch den Hauptausschuss passieren. Dann wäre der Weg frei für die Gruppe um Wolfgang Teiwes, die sich „Dependance“ nennt. Sie will bis zum 31. Dezember dieses Jahres alle Vorbereitungen abgeschlossen haben, um loslegen zu können. Dafür ist sie auf die Kooperation mit der Stadt angewiesen, die bis dahin neue Quartiere für die jetzt noch in der Schule angesiedelte Tafel und die Kleiderkammer finden und eine Baugenehmigung erteilen müsste. „Wir brauchen jetzt eine verbindliche Zusage. Wenn die Politik dem Beschlussvorschlag der Stadt folgt, dann sind wir raus“, sagt Teiwes.
Die Verwaltung hat das Hochdahler Filetstück, auf dem die Schule steht, durchaus als Bauland im Visier, will dazu aber einen Investorenwettbewerb ausschreiben, für den zunächst offenbleiben soll, ob das 1972 erbaute, seit vielen Jahren leerstehende Gebäude für die jeweiligen Investorenpläne abgerissen werden muss oder nicht. Diese Unklarheit für „Dependance“ wäre beseitigt, wenn die Gruppe das 2600 Quadratmeter große Areal nun wie geplant für 750 000 Euro erwerben könnte. „Das Gebiet um die Schule als Leuchtturmprojekt herum städteplanerisch weiter zu entwickeln, ist dann natürlich immer noch möglich“, unterstreicht Teiwes. Für den Grundstückserwerb hat er die gemeinnützige Stiftung Trias für Boden, Ökologie und Wohnen gewonnen, die auf Erbpacht-Basis an „Dependance“ weiterreichen würde. Weiter stehe das Land NRW, das mit seinem Referat „Experimenteller Wohnungsbau“ offenbar ein Herz und auch Geld für ausgefallene Projekt hat, als Fördergeber in den Startlöchern, sowie die Ko-Operativ eG NRW als Dachgenossenschaft.
Grünen-Politikerin Barbara Geiss-Kuchenbecker hatte die Stadt im Ausschuss dazu beglückwünscht, derart engagierte Bürger zu haben. Auch Wolfgang Teiwes und seine Mitstreiter wünschen sich, dass die Verwaltung „sich dem Bürger-Engagement öffnet und dies nicht als Einmischung sieht.“